„Die Konkurrenz ist immer da“

1847

Vered Tenner (21) stürzte sich sofort nach der Matura mit ihrer Partnerin Liesa Takagi in die Modebranche. Ihr Label Two T’s hat sich in kürzester Zeit einen Namen gemacht. Alexia Weiss bat Vered Tenner zum Gespräch.

wina: Sie entwerfen mit Ihrer Partnerin Krägen – man könnte auch sagen: Sie haben dieses Stück neu erfunden. Was fasziniert Sie an diesem Kleidungsstück?

Vered Tenner: Der Kragen war immer an die Kleidung gebunden, er hat diese nach oben abgeschlossen. Wir haben den Kragen von der Kleidung gelöst, und damit eine provokative Mischung aus klassisch geschlossen und doch geöffnet erzeugt, sodass man nun auch einen Kragen mit Dekolleté tragen kann.

wina: Der Kragen wird damit zum Schmuckstück.

VT: Ja, er ist ein Teil eines Kleidungsstücks – und wir haben es geschafft, diesen Teil zu einem Accessoire zu machen.

wina: In Österreich ist über Two T’s schon viel berichtet worden. Wie sieht das Echo im Ausland aus?

VT: Meine Partnerin ist Japanerin, ihre Mutter in Japan in der Modebranche tätig. Das hat uns natürlich geholfen. Es gibt immer wieder Fashionblogger in Japan, die über uns berichten, und wir sind in Tokio in zwei Geschäften bereits vertreten sind.

wina: Sie haben sich ja auch um den Markt in Israel bemüht. Wie sieht es da aktuell aus?

VT: In Israel ist es ein bisschen anders. Wir sind in einer Kette vertreten, Boutique Elise. Aber Medienberichte hatten wir nur wenige. Es ist auch ein bisschen schwer für mich, da Hebräisch nicht meine Muttersprache ist. Ich habe es in den letzten Jahren zwar verbessert, aber es ist ein Hindernis. So oder so haben wir unseren Schwerpunkt in Wien, wir leben beide hier. Aber ich hoffe natürlich, dass wir es eines Tages auch in Israel in die Medien schaffen.

wina: Wo ist Two T’s derzeit in Wien vertreten? 

VT: Bei PITTI in der Goldschmiedgasse. Und dazu möchte ich sagen: Es ist immer wichtig, Partner zu haben, die einem nicht das Gefühl geben, dass sie einem einen Gefallen tun, sondern die das Produkt wollen und daran glauben.

wina: Ihre Krägen kann man aber auch über das Internet bestellen. Kaufen die Kunden hier von der Stange, oder erfüllen Sie auch Sonderwünsche?

VT: Interessanterweise kommen viele individuelle Bestellungen herein. Von unseren Krägen gibt es so viele Varianten, dass viele Kunden sagen, wir wollen einen Stoff der letzten Kollektion, aber mit einem Band aus der aktuellen. Und wenn wir schon nicht Mainstream machen, nutzen wir das und machen eben auch individuelle Krägen.

wina: Sie studieren Kunstgeschichte und betreiben ein Label. Wie lässt sich das unter einen Hut bekommen?

VT: Mir ist es wichtig, beides voranzutreiben. Aber natürlich gibt es Phasen, wo das zusammenclasht.

wina: War Kunstgeschichte die richtige Wahl?

VT: Ja, auf jeden Fall. Es bereichert mich sehr. Dadurch, dass ich lerne, mich mit Künstlern intensiv ausei­nanderzusetzen und Sachen zu benennen, sehe ich viel mehr, wenn ich nun auf Reisen gehe. Und das inspiriert mich total.

„Es ist immer wichtig, Partner zu haben, die einem nicht das Gefühl geben, dass sie einem einen Gefallen machen, sondern die das Produkt wollen.“

wina: Weshalb ein Studium, obwohl Sie doch schon mit einem Fuß im Job stehen?

VT: Es geht um Wissenserweiterung. Aber nicht nur. Man entwickelt sich auch persönlich weiter. Und man weiß nie, was die Zukunft bringt. Ich liebe die Modebranche, aber es ist schwer. Wir sehen zum Beispiel, dass unsere Idee bereits bei den Massenanbietern, wie Zara und Mango  angekommen sind. Die Konkurrenz ist immer da. Und da ist es für mich wichtig, eine Absicherung zu haben.

wina: Und was kommt nach dem Studium? 

VT: Ich würde sehr gerne meinen Master im Bereich Modewirtschaft machen. Da gibt es in England sehr gute Modeuniversitäten. Dann habe ich zum einen meine praktische Ausbildung in Hetzendorf, das Kunstgeschichte-Studium als Hintergrund und noch einen wirtschaftlichen Teil.

wina: Wie wird es in der Zukunft mit Two T’s weitergehen?

VT: Ursprünglich haben wir das Label gegründet, um zu lernen, um zu sehen, wie die Modebranche funktioniert. Aber mittlerweile sind wir gut unterwegs, es macht uns so viel Freude, dass wir sicherlich nicht aufhören wollen. Wenn ich ins Ausland gehe oder meine Partnerin vielleicht eine Zeitlang in Japan studiert, werden wir möglicherweise nicht mehr alles selbst nähen. Unsere Krägen sollen aber nie Massenware werden, sie werden immer handgenäht bleiben. Wir möchten uns da auch dezidiert von schlechten Arbeitsbedingungen absetzen. Ich will faire Mode und Accessoires herstellen.

wina: Studium, Two T’s, Modemanagement: Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

VT: Ich würde mich freuen, wenn wir, sobald wir das Label ausgebaut haben, in mehreren Ländern erhältlich sind, will aber nicht nur Krägen machen. Das war ein guter Einstieg, doch nach meinem Master würde ich gerne eine Zeit lang in einer Modefirma arbeiten und daneben mein eigenes Label führen, das ist natürlich mein Traum.

Zur Person

Vered Tenner, geb. 1991 in Wien, Matura an der Modeschule Wien im Schloss Hetzendorf. Praktika im Kostümdepartment Erika Navas (für das Volkstheater), bei der London Fashion Week für das Label Felder Felder, beim Life Ball (Kostüme). Derzeit Studium der Kunstgeschichte an der Uni Wien. 2008 erster Platz für den besten Entwurf für die Neugestaltung der Uniformen für die Angestellten des Wien Museums. 2010 gründete sie mit Partnerin LiesaTakagi das Label Two T’s, das Krägen zum Accessoire umfunktioniert. Inzwischen fertigen die beiden jungen Modemacherinnen mehrere hundert Krägen im Jahr  – jeder handgenäht. Für Casual-Krägen beträgt die Arbeitszeit drei bis vier Stunden, für mit Pailleten oder Perlen bestickte, wie in der aktuellen Kollektion, acht bis neun Stunden. Der Preis für einen Kragen liegt je nach Modell zwischen 60 Euro und 120 Euro.

two-ts.com

HINTERLASSEN SIE EINE ANTWORT

Please enter your comment!
Please enter your name here