Mit dem soeben erschienenen Roman Schimons Schweigen legt Vladimir Vertlib ein weiteres empfindsames und humorvolles Werk vor. Über Meschpoche in Israel, Religion und Identitäten sprach er mit Marta S. Halpert.
WINA: Ihr soeben erschienener Roman Schimons Schweigen ist eine berührende und aufwühlende Aneinanderreihung von autobiografisch-existenziellen Erlebnissen, gespickt mit viel sarkastischem Humor. Sie sind erst 46 Jahre alt, ist das nicht zu früh für eine Retrospektive?
Vladimir Vertlib: Nun, mit 45 Jahren (46 werde ich erst am 2. Juli) bin ich natürlich kein junger Bursche mehr und blicke schon auf einige Jahrzehnte des Erwachsenenlebens zurück. Aber Spaß beiseite: Das Alter des Autors spielt für einen Roman wie diesen keine wesentliche Rolle. Das Buch ist – trotz einiger autobiografischer Elemente – keine Autobiografie und schon gar keine Retrospektive auf ein ganzes Leben. Letzteres würde ja bedeuten, dass alles schon abgeschlossen ist und nun rekapituliert wird – was ich nicht hoffe. Für den Rückblick auf bestimmte Erlebnisse und für deren künstlerische, kreative Bearbeitung kommt – unabhängig vom Alter – irgendwann der richtige Zeitpunkt. Es ist wichtig, diesen zu erkennen. Meine Bücher Abschiebung und Zwischenstationen hatten ebenfalls einen persönlichen Hintergrund, und damals war ich noch um einiges jünger als heute.