Gefühl von Wärme

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 Zum zweiten Mal nimmt  die Wiener Gemeinde  heuer am internationalen  Shabbos Project teil.  Im Vordergrund steht  dabei das Gemeinschaftserlebnis. Von Alexia Weiss   

Claudia Prutschers Augen strahlen. Man spürt geradezu, wie ihr das Herz übergeht, wenn sie von dem Projekt spricht, das sie nun schon das zweite Jahr gemeinsam mit anderen in Wien auf die Beine stellt: das Shabbos Project. Es ist eine Bewegung, die vor zwei Jahren in Südafrika ihren Ausgang nahm: Einmal im Jahr sollen Juden weltweit gemeinsam Schabbat feiern. Heuer schließen sich diesem Aufruf bereits jüdische Gemeinden in über 30 Ländern an.

„Wir sind eine Gemeinschaft, und das zu spüren, gibt Kraft und macht Freude.“ Peter Winter

shab0Zunächst werden an einem Donnerstagabend (21. Oktober) gemeinsam Challot gebacken. In Wien sind alle Frauen, die hier teilnehmen möchten, dazu in Räumlichkeiten der ZPC-Schule herzlich willkommen. Freitagabend wird zunächst gemeinsam in der Aula der Akademie der Wissenschaften in der Wollzeile gebetet – und danach im selben Gebäude das Schabbatessen eingenommen. Morgengebet, Kiddusch und Schiurim mit verschiedenen Rabbinern finden dann samstags im Stadttempel beziehungsweise Gemeindezentrum statt.

#KeepingItTogether: So wird in sozialen Netzwerken für diesen Gemeinschaftsschabbat geworben. Für Peter Winter ist das auch das wichtigste Anliegen: Langfristig werde das Shabbos Project die verschiedenen Gruppierungen innerhalb der Gemeinde näher zusammenbringen, ist er überzeugt.

shab3Am ersten Wiener Shabbos Project im vergangenen Jahr hätten vor allem sonst eher säkular lebende Juden teilgenommen. Und das ist auch durchaus in der Intention des Teams, dem neben Prutscher und Winter auch Juti Adler, Natalie Lanczmann und Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg angehören. Unterstützt werden sie von Jenny Mitbreit, Karen Szjowicz, Timna Hermon und Nathan Rosenberg. Freuen würde man sich aber auch über eine noch stärkere Beteiligung durch religiöse Gemeindemitglieder. Diese würden zwar ohnehin Schabbat halten – aber hier gehe es eben um mehr: um das gemeinsame Tun.

shab4Winter hat aus dem vergangenen Jahr viele für ihn überwältigende Eindrücke mitgenommen: „Man sieht, dass wir alle zusammengehören. Wir sind eine Gemeinschaft, und das zu spüren, gibt Kraft und macht Freude. Es ist ein unglaubliches Gefühl von Wärme.“

Ähnlich ist es Prutscher beim Challe-Backen ergangen. „Wir haben gemeinsam geknetet und geflochten, und die Stimmung war so gut. Das hat auch das tolle Feedback gezeigt, das wir bekommen haben.“

Über 300 Menschen haben im vergangenen Jahr teilgenommen – mehr sollen es heuer werden, wünschen sich die Organisatoren, eine konkrete Zahl wollen sie aber nicht nennen. In der Akademie der Wissenschaften sei jedenfalls für 500 und mehr Menschen Platz. Jeder ist willkommen – nur um Anmeldung wird gebeten*.

shab5In manchen Ländern ist die Teilnahme an diesem Schabbat-Event gratis – in Wien bemühen sich zwar vor allem Adler und Winter um Sponsoring, ohne die Anmeldegebühr von 25 Euro für Erwachsene (Studenten: 20 Euro, Jugendliche: 15 Euro, Kinder: zehn Euro) käme man aber finanziell nicht über die Runden. Inkludiert ist in diesem Preis allerdings das ganze Programm: das Challe-Backen (für Frauen) ebenso wie das Schabbatessen, Kiddusch und Schiurim sowie die Hawdala-Party am Samstagabend.

shab2Letztere nimmt dann beispielsweise im hier federführenden Südafrika schon auch einmal sehr beschwingte Züge an. In Wien ist man bemüht, den Abend nicht in ein Clubbing hinübergleiten zu lassen, meint Winter. Schließlich wolle man niemanden und schon gar nicht die religiöseren unter den Mitfeiernden in eine Situation bringen, in der sie sich unwohl fühlen – und dem Event dann gänzlich fernbleiben. Denn es gehe ja um neue Freundschaften und ein engeres Miteinander innerhalb der Wiener jüdischen Gemeinde, aber auch innerhalb aller Juden weltweit.

Es sei nicht nur bewegend, erzählt Prutscher, was sich an diesem Wochenende in Wien tue, auch die Fotos, die dann via Twitter und Facebook verschickt würden, sowohl vom Challe-Backen als auch vom Hawdala-Event, würden auf internationaler Ebene ein Gemeinschaftsgefühl erzeugen. In Südafrika werde zum Beispiel auf der Straße gebacken und gegessen. Was in allen Bildern aber klar werde: die Freude, die es Menschen mache, zusammenzukommen und gemeinsam Schabbat zu feiern. ◗

tspv.at
facebook: theshabbosprojectat
instagram: theshabbosprojectvienna

*bis 18. Oktober

Bilder: © Das Shabbos Project Vienna

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