Zehn Tage Israel intensiv

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Das Taglit-Programm zeigt jungen Juden aus aller Welt Israel von seinen verschiedensten Seiten. Aus Österreich nimmt seit 2011 jedes Jahr eine Gruppe teil.

Von Alexia Weiss

Israel ist eines der tollsten Länder, das ich jemals besichtigt habe, weil es so eine wahnsinnige Energie hat und man sich gleichzeitig so geborgen fühlt“, sagt Stella Landau. Die 20-Jährige hat im vergangenen Sommer an einer Taglit-Reise teilgenommen – heuer ist ihre Schwester bei dem Birthright-Programm mit von der Partie. Landau war zuvor schon einmal mit ihrer Familie in Israel gewesen. „Aber es ist etwas völlig anderes, einen solchen Trip mit Gleichaltrigen zu machen. Das Programm ist sehr intensiv, und man lernt viele Leute kennen, die das Judentum ganz unterschiedlich praktizieren. Vor allem aber ist man es ja gar nicht gewohnt, als Jüdin so viele andere Juden auf einem Fleck zu treffen. Das fand ich sehr berührend.“

„Vor allem ist man es gar nicht gewohnt, als Jüdin so viele andere Juden auf einem Fleck zu treffen.“ - Stella Landau

IMG_7596Das Programm wurde 2000 von US-Philanthropen und der israelischen Regierung gegründet. In den ersten 15 Jahren haben mehr als 500.000 junge Juden aus aller Welt und an die 75.000 junge Israelis an den zehntägigen Reisen nach und durch Israel teilgenommen. Aus Österreich gab es zunächst nur einzelne Teilnehmer, die im Rahmen internationaler Gruppen das Land besuchten. 2011 änderte sich die Programmorganisation in Europa: Hier sind nun die jüdischen Gemeinden vor Ort für die Organisation der Gruppen verantwortlich, erklärt Benjamin Gilkarov von der Jugendkommission, der für die Koordination in der Wiener Gemeinde zuständig ist.

Volles Programm

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Die lokalen Gemeinden übernehmen auch ein Drittel bis eine Hälfte der Kosten für die Reise. Der Rest wird gemeinsam von US-Philanthropen, der Jewish Agency und dem Staat Israel getragen. Pro Person kostet das Programm rund 3.500 Dollar – wobei für die Teilnehmer selbst keine Reise- oder Hotelkosten anfallen. Man versuche, das für dieses Programm benötigte Geld vor allem durch Spenden aufzutreiben, betont Gilkarov (siehe Kasten).

Wer an einer solchen Reise teilnehmen will, muss einige Kriterien erfüllen. Das Programm wendet sich an Jüdinnen und Juden zwischen 18 und 26 Jahren, die ihren festen Wohnsitz in Österreich haben. Man darf zudem ab dem Alter von 18 Jahren noch nicht an einer ähnlichen Fahrt teilgenommen haben. Auch der Gesundheitszustand spielt eine gewisse Rolle, denn die Reise erfordert etwas Fitness. Wandern, Rafting, eine Übernachtung in Zelten in der Wüste gehören zu den Programmpunkten.

Taglit selbst bietet mehrere Varianten, durch Israel zu reisen: mit dem Rad oder als Wandertrip zum Beispiel. Die Wiener Gruppen machen das Standardprogramm mit dem Bus, „weil man da am meisten sieht“, erklärt Gilkarov. Die Reise beginnt in Tiberias, es folgt ein Besuch an der syrisch-israelisch-libanesischen Grenze. Dann geht es weiter nach Zfat (Kabbala-Zentrum), zum Jordan (mit Rafting), zum Berg Meron, nach Tel Aviv (mit Kreativworkshop), Masada (mit frühmorgendlicher Wanderung und Sonnenaufgang) und Ein Gedi (Oase mit Wasserfällen). Es folgen Kamelreiten und Übernachtung in der Wüste (in Beduinenzelten), dann Weiterfahrt nach Ein Avdat (Naturpark) und Sde Boker (wo Ben Gurion begraben liegt). Letzte – mehrtägige – Station ist schließlich Jerusalem mit einem Besuch der Klagemauer, des jüdischen sowie des antiken Jerusalem, Yad Vashems und des Har Herzl, um dort der gefallenen israelischen Soldaten zu gedenken.

Ein vielsagendes Bild der Taglit-Reisegruppe: Lachen, Gemeinschaft und Interesse an Israel verbinden die vielen jungen Menschen aus der ganzen Welt.
Ein vielsagendes Bild der Taglit-Reisegruppe: Lachen, Gemeinschaft und Interesse an Israel verbinden die vielen jungen Menschen aus der ganzen Welt.

Gilkarov hat selbst 2013 an einer solchen Reise teilgenommen. Was das Programm von anderen Israel-Rundfahrten unterscheide, seien einerseits die sehr interaktive Gestaltung, andererseits das Get-together mit sowohl jüdischen jungen Menschen aus der eigenen Gemeinde als eben auch aus Israel, wo vor allem Studierende und Soldaten an dem Programm teilnehmen. In Tel Aviv habe die Gruppe zum Beispiel mit einem Straßenkünstler gemeinsam eine Häuserwand bemalt. „Wenn ich heute daran vorbeifahre, macht es mir jedes Mal eine Gänsehaut. Ich hoffe, dass es diese Wand auch noch in 20 Jahren gibt – das hat etwas sehr Verbindendes!“

Israel hat Birthright ins Leben gerufen, um das Land jungen Juden aus aller Welt schmackhaft zu machen – und tatsächlich beschließen auch immer wieder Programmteilnehmer, Alija zu machen. Doch auch die örtlichen Gemeinden haben die Erfahrung gemacht, dass Taglit den Gemeindezusammenhalt stärkt. Wer an einer solchen Reise teilgenommen hat, ist danach eher bereit, sich aktiv im Gemeindeleben einzubringen, erläutert Gilkarov.

Eine Umfrage unter den Teilnehmern von 2014 ergab, dass 60 Prozent nach der Rückkehr in ihre Heimat aktiver in ihrer jeweiligen jüdischen Gemeinde sein wollten. 61 Prozent wollten stärker mit dem Judentum in Kontakt treten. Dass Taglit auch ein Programm ist, das Assimilation entgegentritt, zeigen folgende Zahlen: Vor der Reise meinten 52 Prozent der Teilnehmer, ein jüdischer Partner sei ihnen wichtig – nach dem Programm waren es 86 Prozent. Davor meinten 49 Prozent, sie würden ihre künftigen Kinder jüdisch erziehen – danach waren es 66 Prozent. Und in Sachen Israel-Kompetenz meinten 42 Prozent vor Reiseantritt, dass sie sich mit dem Geschehen in dem Land gut auskennen – nach ihrer Rückkehr in ihre Heimat waren es 64 Prozent.

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Verwendungszweck: Taglit

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