Über eine Reise

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Ein Rabbi und ein Imam begeben sich auf eine gemeinsame Reise. Was daraus entsteht, ist ein inspirierender Dialog über Religionen und Kulturen, das Eigene und die Toleranz.

Von Alexia Weiss

Ein Rabbiner und ein Imam freunden sich an und machen gemeinsam eine Reise nach Istanbul und Jerusalem: Die Dialog-Initiative von Rabbiner Schlomo Hofmeister und Imam Ramazan Demir hat inzwischen medial die Runde gemacht. Nun haben die beiden ihre Reise auch in Buchform gegossen: Gemeinsam sehen sie sich in Reise nach Jerusalem die Fotos von Florian Rainer an und lassen dabei ihre Erlebnisse in der Türkei und Israel Revue passieren und kommentieren sie. So erfährt der Leser viel über den Islam und das Judentum, die Gemeinsamkeiten, das Trennende. Aber auch über die Herausforderungen beider Religionsgemeinschaften in einer Gesellschaft, die einerseits christlich, andererseits inzwischen stark säkular geprägt ist. Und über den Versuch, das „christlich-jüdische Abendland“ wiederum als Front gegen den Islam zu inszenieren.

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Beide kommen zum Schluss: Religion an sich wird nicht zum Problem. Seit jeher haben Menschen unterschiedlichen Glaubens ohne gegenseitige Ressentiments Seite an Seite gelebt – auch das Judentum und der Islam. Heikel wird es, wenn Religion missbraucht wird – etwa für politische Zwecke. Rabbiner Hofmeister illustriert das mit einem historischen Beispiel: Die Päpste, die einst zu den Kreuzzügen aufgerufen haben, hätten dies auch aus eigenen weltlichen Interessen heraus getan.

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Ramazan Demir &  Schlomo Hofmeister:  Reise nach Jerusalem.  Ein Imam und ein  Rabbiner unterwegs.  Mit Fotos von Florian Rainer. Amalthea Verlag,  208 S., € 22
Ramazan Demir &
Schlomo Hofmeister:
Reise nach Jerusalem.
Ein Imam und ein Rabbiner unterwegs.
Amalthea Verlag, 208 S., € 22

„Möglicherweise hat es den einen oder anderen gläubigen Christen gegeben, der das nicht durchschaut und gedacht hat, dass ihm die Teilnahme an einem Kreuzzug, zu dem immerhin der Papst persönlich aufgerufen hatte, einen Platz im Paradies sichert. Auf die Organisatoren trifft das aber mit Sicherheit nicht zu“, erläutert der Rabbiner. Das Paradies? Irgendwelche Assoziationen? „Ich finde, man muss gar nicht rund 1.000 Jahre bis zu den Kreuzzügen zurückgehen“, erwidert denn auch der Imam. „In der heutigen Zeit gibt es leider auch viele religiös-extremistische Gruppierungen, die durchaus weltliche Ziele verfolgen.“

Hofmeister und Demir reichen einander die Hand und verurteilen unisono Extremismus. Sie verschweigen aber auch nicht, dass es auf dieser Reise durchaus auch heikle Momente gab: Die Passkontrolle am Flughafen von Tel Aviv war ein solcher für den Imam. Und in Istanbul gab es Probleme, koscheres Essen für den Rabbiner zu organisieren. Trotz mancher Widrigkeiten bleibt am Ende der Eindruck, dass die beiden die Reise und den Austausch genossen haben. Reise nach Jerusalem ist ein Plädoyer für Dialog und gegenseitigen Respekt, aber auch das Bewahren des jeweils Eigenen. Integration, nicht Assimilation: Dafür treten sowohl der Rabbiner als auch der Imam ein.

Bilder: © Florian Rainer

1 KOMMENTAR

  1. Ich habe einen Vortrag von den beiden Herrn besucht. Der Vortrag war super und ich würde allen empfehlen, das Buch “ Reise nach Jerusalem,ein Imam und ein Rabbiner unterwegs“ zu kaufen !

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