Symbiose aus Kunst & Können

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Das Café Ansari im ruhigen Teil der Wiener Praterstraße bietet seit zwei Jahren georgische Küche für Gaumen und Augen.

Erst wenn Nana Ansari in ihrem Lokal in der Praterstraße steht, fügt sich alles zu einem Gesamtkunstwerk: Die schöne, natürliche Eleganz ausstrahlende Frau passt zu diesem Ambiente aus dunklem Holz, französischen Kugellampen und über zwanzig bunten Blumenarrangements. Seit genau zwei Jahren kann man ihre georgischen Spezialitäten im gut gebuchten Café Ansari mit 70 Plätzen (der Schanigarten hat noch einmal 60 Plätze) genießen.

Doch was sich heute leicht und locker erzählen lässt, begann vor 22 Jahren als Flüchtlingsschicksal: Nana Ansari, in Tiflis, Georgien geboren, floh nach dem Kriegsausbruch in ihrer Heimat mit ihrem siebenjährigen Sohn und der achtjährigen Tochter nach Wien. Hier lebten Bekannte, die ihr helfen konnten.

„Wir hatten immer Gäste, es wurde ständig gekocht und aufgetischt. “

In Tiflis hatte sie an der Kunstakademie Grafik und Modedesign studiert. In Wien begann sie zu fotografieren, machte eine Computergrafikausbildung und entwarf Kostüme für Tanzgruppen. Vieles war neu in Wien, nur eine Tradition aus ihrer Heimat ließ sich Ansari nicht nehmen: „Wir hatten immer Gäste, es wurde ständig gekocht und aufgetischt. Niemand hat sich vorher angemeldet, man kam einfach vorbei und wurde bewirtet. An Lebensmitteln mangelte es uns nie“, lacht die erfolgreiche Gastronomin. Als sie heiratete, konnte sie nicht kochen, und ihre Mutter kam fast täglich vorbei, um die Familie zu versorgen. In Wien kam es dann anders: Da Nana Ansari die Gastfreundschaft hier weiterpflegen wollte, begann sie aus der Erinnerung an die Geschmäcker ihrer Heimat zu experimentieren. Ihre Freunde waren vom Ergebnis so begeistert, dass sie die Künstlerin überredeten, ein Kochbuch zu schreiben. Die georgische Tafel erschien 2004 im Mandelbaum-Verlag.

Erst 2005 traute sie sich zu, ein kleines Lokal zu eröffnen, das Madiani am Karmelitermarkt. „Ich habe alles frisch gekocht, es hat lange gedauert, und trotzdem waren die Leute geduldig. Auch wenn mir etwas nicht gelungen ist, haben sie mir noch eine Chance gegeben“, begeistert sich Ansari. Schwierig war es, die erforderlichen Kräuter und Gewürze zu finden. Für den frischen Koriander musste sie damals zu den Chinesen einkaufen gehen. Es stimme auch nicht, dass die Österreicher beim Essen so konservativ seien: „Sie sind neugierig, haben alles probiert. Ich habe keine negativen Erfahrungen gemacht.“

Obwohl die Schnitzel-hörigen Gaumen sich in Ansaris Küche teilweise auch auf ungewohnte Geschmackskombinationen einstellen müssen: Obstsaucen oder Cremen mit Fleisch und Fisch gehören ebenso dazu wie pikante Saucen mit geriebenen Walnüssen oder Brombeeren oder Fischgerichte mit gebratenem Granatapfel. Im Madiani, das Ende April 2014 geschlossen wurde, schulte sie das Personal noch selbst ein. Jetzt, im Café Ansari, beschäftigt sie ein kreatives Team aus zwei Chefköchen, einem Holländer und einem Austro-Ägypter, die mit ihr gemeinsam die Fusion aus europäischer und orientalischer Küche meisterhaft schaffen. Zum Kennenlernen lohnt es sich, die große Auswahl an Vorspeisen zu verkosten: Blattsalat mit Fenchel und Quitte; Frischkäse mit kandiertem Hibiskus und Feige; orientalisch mariniertes Matjesfilet auf rotem Rübensalat mit Limettenmayonnaise; das georgische Khachapuri, ein Germteigfladen mit Mozarella-Weichkäsefüllung; eine rote Linsensuppe mit Tahina-Joghurtcreme und Granatapfelkernen. Zwei vegetarische Köstlichkeiten gibt es als Hauptspeise: geschmortes Kürbismelanzanigemüse auf cremiger Rosmarinpolenta mit Mangosauce und Trauben oder Melanzanikibbeh auf rotem Rübengemüse mit Limettenjoghurt.

Von Paprikasch

RESTAURANT TIPP
Café Ansari
Praterstraße 15, 1040 Wien
Öffnungszeiten: Mo.–Sa., 8–23 Uhr,
So. 9–15 Uhr, Feiertag Ruhetag
Tel.: +43/(0)1/276 51 02
cafeansari.at

© Reinhard Engel

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