Mit dem Gastspiel-Schwerpunkt Szene Ungarn –Ausschnitte einer Theaterlandschaft verfolgte Matthias Hartmann ein gesellschaftspolitisches Ziel. Die (noch) freien Bühnen aus Budapest nutzten ihre Chance mit ernsthaften und humorvollen Produktionen. Von Marta S. Halpert
Der Initiator und Direktor war nicht mehr da, aber seine Botschaft blieb gültig und kam deutlich an: Die unabhängigen Kulturschaffenden in Ungarn müssen moralisch und faktisch unterstützt werden, denn sie arbeiten unter mehr als widrigen Umständen. Matthias Hartmann hat über den Tellerrand der Wiener Szene geschaut und was mit den Kulturschaffenden in Ungarn geschah, missfiel ihm und er handelte. Auf seine Initiative haben Elfriede Jelinek, Peter Turrini, Michael Haneke u. a. einen offenen Protestbrief an den ungarischen Kulturminister Zoltán Balog gesandt. Hartmann hat Balog auch in Budapest besucht und den Auftritt des Ministers in einem Spiegel-Essay scharfzüngig und kritisch beschrieben. Mit der Begründung „der gute Ruf des Burgtheaters solle nicht benützt werden, um den beschädigten Ruf der ungarischen Kulturpolitik zu reparieren“, schlug das Wiener Burgtheater die Einladung des Budapester Nationaltheaters aus, im Frühjahr 2014 bei dessen 1. Internationalen Festival ein Gastspiel zu geben.