Hava Bugajer führt ein offenes Haus
Jemand sucht nach passenden Räumlichkeiten, um einen interessanten Gast aus dem Ausland vor einem ausgewählten Publikum in intimem Rahmen vortragen zu lassen? Bugajer ist gerne behilflich und öffnet ihre Salons in einer Villa im Cottage.
Dass sie den Großteil ihres Lebens in Wien verbringen würde, hat die gebürtige Israelin nicht gedacht. Doch die Liebe hat sie anfang der Siebzigerjahre hierher geführt. Auch etwas, das sie zuvor für nicht möglich gehalten hätte: nicht einen Israeli zu heiraten. Nachdem sie bei einem kurzen Städtetrip nach Wien zufällig ihren späteren Mann, den Arzt Richard Bugajer, in einem Kaffehaus kennen gelernt hatte, spielte das aber keine Rolle mehr.
Bis heute schwingt Liebe in ihrer Stimme mit, wenn sie über ihn erzählt. Er war ein „Kind der Schoa“ sagt sie, ein Auschwitz-Überlebender, gesundheitlich immer etwas angeschlagen. 1998 ist er verstorben. Seine für den gemeinsamen Sohn notierten Memoiren wurden nach seinem Tod im Czernin Verlag herausgebracht. Stolz tourte seine Witwe mit dem Buch durch den deutschsprachigen Raum, die USA, Kanada. Mein Schattenleben ist sowohl auf Deutsch als auch in englischer und hebräischer Sprache erhältlich.
Ihrem Mann zuliebe sattelte die Ärztin auch von ihrem Fachgebiet, der Kinderheilkunde, auf Rehabilitation und physikalische Medizin um. Heute führt sie Helia, ein Ambulatorium für physikalische Medizin am Fleischmarkt, das Richard Bugajer ihr hinterlassen hat.
Liebe und Engagement
Doch das allein ist ihr zu wenig. Es war kurz nach dem Tod ihres Mannes, als sie der Bitte der WIZO-Vorsitzenden Rita Dauber nachkam, für eine Veranstaltung der Frauenorganisation ihre Türen zu öffnen. Und spürte, dass die WIZO viel mehr war als nur eine Fundraising-Organisation. Hier kreuzten sich ihre Liebe und ihr Engagement für Israel mit ihrem politischen Interesse und dem Bedürfnis, anderen zu helfen. Und sie wollte ihre Grundüberzeugung miteinbringen: dass Frauen Respekt verdienen. Bugajer ist überzeugt, dass man Fundraising nicht direkt angehen kann. Das funktioniert nicht.
So versuchte sie, die WIZO für moderne, selbstständige Frauen interessant zu machen. Durch Veranstaltungen mit namhaften Vortragenden, aber auch durch die Gründung von Young WIZO, wo junge Frauen ihre Interessen umsetzen können. „Man kann nicht mit dem Geldsammeln beginnen, man muss mit der politischen Arbeit anfangen. Und dann wird das Fundraising folgen.“ Junge Frauen will sie mit spannenden Inhalten ansprechen. „Vielleicht haben sie jetzt kein Geld, um unsere Projekte zu unterstützen. Aber wenn sie sich der WIZO verbunden fühlen und in 20 Jahren genug Geld haben, unterstützten sie uns vielleicht. Wir müssen geduldig sein. Es ist eben nicht nur eine Wohltätigkeitsorganisation. Hier geht es auch um Freundschaft und Zugehörigkeit.“