Die Achse des Guten

Andrea und Philipp Meindl bieten im Restaurant Philigrano eine der interessantesten mediterranen Wiener Küchen an.

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wina- TIPP philigrano Riemergasse 12, 1010 Wien Mo.–Sa., 17–24 Uhr, warme Küche bis 23 Uhr philigrano.at © Reinhard Engel

Sie stammen beide aus Gegenden nördlich der Alpen: Philipp Meindl ist geborener Wiener, seine Frau Andrea kommt aus Bayern. Kennen gelernt haben sie einander im südlichsten Teil Österreichs, auf dem Kärntner Nassfeld, im Falkensteiner Hotel Carinzia. Er war dort in der Küche beschäftigt, sie im Service. Schon kurz nach ihrer Hochzeit, 2012, eröffneten sie gemeinsam ein kleines mediterranes Lokal im 9. Bezirk. Seit Ende 2017 kann man ihre Kreationen in der City genießen, im Philigrano.

Dabei ist es nicht nur die italienische Küche, die es ihnen angetan hat. Immer wieder gibt es Zutaten und Rezeptvorbilder aus Südfrankreich, aus Spanien, frische Fische aus Kroatien. Natürlich finden sich auf ihrer Speisekarte Klassiker wie Spaghetti Aglio e Olio (€ 9,80), eine Minestrone mit Bohnen und Kohlblättern (€ 5,50), ein Risotto Classico ganz ohne Chi Chi (€ 12,50). Aber ihre Stärke liegt in kleinen Abwandlungen, in kühnen Kombinationen, in eigenen neuen Ideen, ohne dabei ins allzu Bemühte, Laute abzugleiten.

Neue Ideen, ohne ins allzu Bemühte,
Laute abzugleiten.

Es beginnt schon mit den Amuse Gueules: Das kann einmal eine Miniportion heißer Gazpacho in der Mokkatasse sein, mit einem Hauch von Trüffelduft; oder ein Blätterteigpastetchen mit zarter Gemüselauchfüllung. Alle Brote des Gedecks sind selbst gebacken, vom klassischen Weißbrot bis zu gewagteren Angeboten der Geschmacksrichtungen Kakao und Chili oder Kurkuma. Dazu stehen Schälchen mit selbst angesetzten Ölen bereit, ob mit Salbei, Knoblauch, Zitrone oder Orange.

Neben den erwähnten klassischen Pastagerichten (der Teig kommt nicht aus der Fabrik) gibt es je nach aktuellem Parmesanverbrauch Spaghetti, die heiß im ausgehöhlten Käselaib ihre letzte Runde drehen, bevor sie an den Tisch dürfen. Oder aber das, was wie feinste Fadennudeln aussieht, aber überhaupt nicht aus Mehl besteht, sondern aus Gemüse: Spagettikürbis in Zitronenrahm (als Beilage um € 3,70). Eine andere Beilage, die man etwa zum gebratenen Seeteufel (€ 26,50) wählen kann, ist ein Püree aus Kichererbsen und Linsen mit schwarzen Oliven (€ 3,70).

© Reinhard Engel

Für die Desserts sollte man sich etwas Platz lassen: Griesflammerie aus der altösterreichischen Küche (€ 6,50) oder Ricottaschokokuchen mit Zitronensauce aus südlicheren Gegenden (€ 8,50) runden das positive Geschmacksbild ab. Das Lokal in der Riemergasse, einst ein auf Fisch spezialisierter bodenständiger Kroate, ist zurückhaltend-elegant eingerichtet, in Braun- und Grautönen mit rohen Holztischen und zarten Gläsern. Die vernünftig kalkulierte Weinkarte enthält Köstlichkeiten von beiden Seiten der Karawanken und Dolomiten. 

Paprikasch

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