Dressen für Kicker und Basketballer

Felix Schrott betreibt eine Handelsagentur, die sich auf Sportbekleidung spezialisiert. Mit der italienischen Marke Errea stattet er ganze Teams aus.

1708
Felix Schrott kennt die Fußballwelt hautnah. Große Namen tragen seine Leiberl. ©Reinhard Engel

Felix Schrott hält die blaue Fußballdress in die Kamera. „Die gehört zum isländischen Fußball-Nationalteam. Das stattet Errea für die kommende WM in Russland aus.“ Schrott hat gerade die österreichische Vertretung von Errea übernommen, und bisher kicken die Maccabi-Fußballer in Dressen seiner Italiener, ebenso jene der Vienna. Kurz verzieht er schmerzhaft das Gesicht, wenn man ihn nach der Liga fragt, in der die Vienna gerade kämpft: „Ganz unten. Aber die kommt wieder hinauf.“

Als Betreiber seiner eigenen Handelsagentur bearbeitet Schrott mit seinen Errea-Kollektionen parallel zwei Vertriebsschienen. Einerseits sind das die großen Sportartikelketten, bei denen er seinen Katalog platzieren muss. Denn viele Trainer oder Vereinsobleute gehen in ihre nächstgelegene Filiale und schauen, was Adidas, Puma, Nike so zu bieten haben. Aber Schrott kennt den Markt genau: „Die können oft nicht wirklich schnell liefern, so wie wir – unbedruckt innerhalb einer Woche, bedruckt in zwei, drei Wochen.“ Zu seinen direkten Konkurrenten gehören zwei deutsche Trikothersteller, Erima und Jako, sowie die spanische Joma.

Neben dem Handel geht Schrott aber auch den knochenharten Weg des Direktverkaufs. Er sucht sich aus dem Internet regionale Vereine heraus, und wenn diese über mehrere Mannschaften verfügen – von den Kindern bis zu Kampfmannschaften für Herren und Damen, dann greift er selbst zum Telefonhörer. „Natürlich gibt es auch schnelle Absagen. Aber es finden sich immer wieder Vereine, die vor einer Nachbestellung stehen, denen kann ich jetzt eine italienische Alternative anbieten.“ Manchmal spielt auch noch der lokale Sponsor eine Rolle, der sein Team modisch ausgestattet auflaufen sehen möchte.

Die Spieler von Maccabi-Wien kicken ebenso
in seinen Dressen wie die
der Vienna.

Errea ist ein Familienbetrieb in Parma, in der italienischen Emilia-Romagna. 90 Prozent der Sportbekleidung wird in Europa genäht, der Großteil in Rumänien, der kleinere in Italien selbst. Ausgestattet werden neben Kickern auch andere Teamsportarten: Volleyball, Rugby oder Basketball, aber auch Land- und Eishockey. Schrott: „Allein in Russland hat Errea 40.000 Eishockey-Dressen verkauft.“ Sein eigenes Geschäftsmodell sieht nach einer allfälligen Bestellung durch den Verein noch das Angebot von weiteren Artikeln an die Sportler direkt vor: Trainingsanzüge, Regenjacken, gefütterte Coachjacken. Das sollte zusätzliche Umsätze bringen.

Schrott hat reiche Erfahrung im Sportartikelhandel. Doch begonnen hat der heute 52-Jährige ganz woanders. Er stammt aus einer Wiener jüdischen Familie, der Vater überlebte mehrere KZs, die Mutter hatte es als Jugendliche auf ihrer Flucht Richtung Palästina nach Mauritius verschlagen. Schrott absolvierte eine kaufmännische Lehre bei der Gold- und Silberscheideanstalt Ögussa. „Da musste man sehr genau sein, auf zehntel Gramm genau, das hat bei Gold schnell etwas ausgemacht.“ Zwar hielt sich die Faszination der Ausbildung für ihn in engen Grenzen, aber Ögussa war für damalige Verhältnisse ein modern ausgestattetes Unternehmen, so lernte er auch schon die Grundlagen elektronischer Datenverarbeitung.

Es folgte der Zivildienst, und den absolvierte Schrott bei den sozialistischen Wiener Kinderfreunden als Animateur in einem städtischen Spielebus. Er tourte damit durch die Gemeindebauten und weniger reichen Stadtteile. Auf die Kinderfreunde gestoßen war er durch seine Leiterfunktion beim linken Haschomer Hatzair, und bei den Kinderfreunden lernte er auch seine spätere Frau Susanne kennen.

Vom Schomer zu Maccabi Aber auch Sport hat in seinem Leben immer einen wichtige Platz eingenommen. Schrott war im jüdischen Verein Maccabi geschwommen, hatte erst selbst Tischtennis gespielt, dann die Sektion geleitet. Daneben liebte er das Radfahren, später kam das Segeln hinzu, sogar auf Wettkampfniveau.

Was lag also näher, als diese Interessen zum Beruf zu machen? Anschließend an den Zivildienst startete er bei Sport Klepp als Verkäufer, „ganz ohne Verkaufserfahrung“. Nach einem Jahr wechselte er zur Intersport-Gruppe, und dort hielt es ihn bedeutend länger. Er spezialisierte sich auf Skier und Räder – das waren damals noch nicht Mountain-Bikes, sondern vorrangig Renn- und Tourenräder. Noch als Verkäufer absolvierte er interne Managementtrainings, stieg zum Filialleiter auf und hielt selbst Verkaufstrainings für Kollegen ab.

„Ich war voll drinnen, habe es auch gerne gemacht, aber ich wollte etwas selbstständiger und freier arbeiten“, erinnert er sich heute an seinen Ausstieg mit etwa 30 Jahren. Schnell fand er einen neuen Job, als Ostösterreich-Vertreter des deutschen Fitnessgeräteherstellers Kettler. „Es war gut bezahlt, dazu hat es sofort Dienst-handy und Dienst-Mercedes gegeben. Jetzt war ich auf die andere Seite gefallen, bisher hatte ich die Vertreter empfangen, jetzt habe ich selbst verkauft.“

Drei Jahre reiste er erfolgreich für Kettler, dann wechselte er zur Sportmode, zum ebenfalls deutschen Familienbetrieb Joy Sportswear in Nürnberg. „Denen habe ich von Null auf ganz schöne Umsätze gebracht.“ So lernte er auch die Einkäufer und Key Accounter der großen Sporthändler kennen – von Intersport-Eybl bis Hervis, von Gigasport bis Sport 2000. Die Geschäfte liefen gut, aber Schrott war immer noch ein Angestellter, und er wollte eigentlich selbstständig sein.

„Ich habe überlegt, was kann ich wirklich, wo bin ich gut?“ Es blieb also beim Sportartikelhandel, und auch bei Freizeit- und Sportmode, aber ab jetzt auf eigenes Risiko. Es war wieder ein deutscher Anbieter, Linea Primero aus der Gegend von Karlsruhe, für den Schrott jetzt seit acht Jahren den Österreichvertrieb macht. „Aber die Branche hat sich verändert, mit einer Vertretung allein geht es heute nicht mehr“, erklärt er.

Deshalb nahm er immer wieder andere Produkte dazu. Einige Jahre verkaufte er etwa Speedo Swimwear, „und dann steckt in irgendeiner Firmenzentrale jemand eine Nadel woanders in die Landkarte, und es ist vorbei.“ Speedo Italien wurde von einem Tag auf den anderen für Österreich verantwortlich, Schrott verlor den prestigiösen Kunden. Dann verkaufte er die weniger bekannte lokale Bademodemarke Ilo-Ilo. Anschließend versuchte er sich am Vertrieb von Elektro-Scootern, mit mäßigem Erfolg. „Die angepeilten Verkaufszahlen habe ich nicht erreicht, ich hatte einfach das falsche Produkt.“ Nach einem kurzen Zwischenspiel als beteiligter Vertriebsmann bei einem Unternehmen für IT-Schulungen kehrte er wieder ganz in den Sportartikelhandel zurück. 

HINTERLASSEN SIE EINE ANTWORT

Please enter your comment!
Please enter your name here