Editorial

"Was der Mensch wirklich will, ist letzten Endes nicht das Glücklichsein, sondern ein Grund zum Glücklichsein." Viktor Frankl

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Der Klang des Schofar. wird nun bald das Jahr 5779 einleiten. © flash90

Der Klang des Schofar wird nun bald das Jahr 5779 einleiten und die Grenze zum alten Jahr markieren. Es kommt damit die Zeit, in der wir versuchen, unsere Sünden aufzulisten und um Vergebung zu bitten. Doch wir sollten auch die Glücksmomente des vergangenen Jahres wachrufen, um mit dieser positiven Energie in ein neues Jahr zu starten. Wir kennen jene Momente, die so vollkommen sind, dass sie im selben Augenblick die Melancholie der Vergänglichkeit heraufbeschwören. Und das ist gut so. Denn umso mehr streben wir danach, immer wieder solche Momente zu erleben, dieses Streben ist die Grundlage unserer Existenz – das Streben nach Glück.

Das zu Ende gehende Jahr war ein turbulentes, und auch wenn wir leider immer mehr abgehärtet sind: Gesellschaftliche Verschiebungen, unberechenbare Politiker, Hunger- und Flüchtlingskatastrophen jagen einander wie schon in den Jahren zuvor. Und die Tendenz, dass die Welt um uns immer gefährlicher wird, und die Gefahr nicht immer dort lauert, wo wir sie vordergründig vermuten, zeigte sich diesem August nicht nur in „fernen Gegenden“, sondern auch im angrenzenden Deutschland, wo ein wütender rechter Mob von der Polizei kaum im Zaum gehalten werden konnte. Vieles, von dem wir vermutet haben, dass es das nicht mehr geben darf, taucht wieder auf: Hass und Hetze brodeln nicht nur auf der Straße, sondern mit einer unglaublichen Wucht auch und immer mehr im Netz, in den sozialen Medien. Diesen Entwicklungen muss vor allem die Gesellschaft rasch entgegenwirken – dass sie es kann, hat die #metoo-Bewegung bereits vorgemacht.

Die außergewöhnlichen Momente müssen wir also nicht in der Welt draußen, sondern in unseren Liebsten und in uns selbst entdecken. Momente wie die Umarmung unserer Kinder oder unserer Eltern, die den Sinn des Lebens erlebbar machen.

Wir müssen dafür dankbar sein, dass wir in Frieden und Wohlstand leben. Und weitgehend in demokratischen Systemen, in denen die Menschenrechte noch ein moralischer Begriff sind. Und wir sollen jenen Menschen danken, die uns durch Worte und Ideen den richtigen Weg erkennen lassen, an unser Tun glauben und es damit ermöglichen. Deshalb auch Ihnen, unseren Leserinnen und Lesern Dank für Ihre Treue, für Zuspruch und auch für Kritik.

Ob das Jahr 5779 ein glückliches für diese Welt wird, wissen wir nicht. Ob es für uns ein glückliches wird, liegt aber in unserer Hand. In diesem Sinne wünsche ich uns allen ein glückliches, sinnvolles neues Jahr und gmar chatima towa.

 

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