Fünf Dinge, die ich von Rona Ramon gelernt habe

Das Schicksal von Rona Ramon, die im Dezember ihren Kampf gegen den Krebs verlor, bewegte das ganze Land.

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2012 hatte ich das Glück, Rona Ramon bei der Generalversammlung der WIZO (Women’s International Zionist Organization) in Tel Aviv persönlich kennenzulernen. Eine wunderschöne und beeindruckende Frau, die ihr Schicksal den über 800 Anwesenden aus der ganzen Welt mitteilte. Unter dem Veranstaltungsmotto „Women Create Tomorrow“ sprach sie über die Gründung der Ramon-Stiftung 2010 im Andenken an ihren Ehemann Ilan und ihren Sohn Assaf.
Ilan Ramon war der erste israelische Astronaut und verunglückte 2003, als das Raumschiff „Columbia“ nach dem Abschluss seiner Weltraummission beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre zerschellte. Rona, damals junge Mutter von vier Kindern, zog zurück nach Israel und schrieb ihre Masterarbeit über die Auswirkungen von Verlust und die Verarbeitung von Posttrauma. Sechs Jahre später verunglückte ihr Sohn Assaf bei einer Militärübung der Luftwaffe. Assaf wollte als Pilot bei der israelischen Armee in die Fußstapfen seines Vaters treten.

In später veröffentlichten Aufzeichnungen von Assaf fand Rona einen Satz, der sie dazu inspirierte, die Ramon-Stiftung zu gründen: „Meine Geschwister und ich wurden dazu erzogen, unsere Träume zu verwirklichen. Unsere Eltern glaubten daran, dass jeder seine eigene Berufung entdecken sollte.“

Die Tragödie der Familie Ramon
trifft Israel mitten ins Herz.

Die Tragödie der Familie Ramon trifft Israel mitten ins Herz. Rona verkörperte in der Öffentlichkeit die starke Frau, die, auch wenn sie ihren Ehemann und ihren Sohn für den Staat verloren hatte, weiter versuchte, positiv in die Zukunft zu blicken. Umsorgt von bestem Pflegepersonal konnte aber auch ihr eigenes Schicksal nicht aufgehalten werden.
Ich kramte meine Notizen von 2012 hervor und da stand groß geschrieben: Trauer positiv nutzen. Nach Rona Ramons Tod reflektierte ich darüber, was ich aus ihrer Geschichte mitnehmen kann.

© Iris Lanchiano

Das Erste, das ich von ihr mitnehme, ist Aktivismus. Sich mit Verlust zu beschäftigen, ist ein grundsätzlicher Teil des Heilungsprozesses. Sie ermutigte andere, über Verlust und Trauer zu sprechen.
Ein weiterer wichtiger Teil ihres Lebens und mein zweiter Punkt ist es, jüdische Traditionen zu pflegen. In einem Interview sagte Rona, dass erst durch ihren Umzug nach Houston, Texas, der Wunsch in ihr geweckt wurde, das traditionelle Schabbat-Essen einzuführen.
Der dritte Punkt sind positives Denken und die Hoffnung nicht aufzugeben. Rona sprach oft über ihren Wunsch nach Frieden und darüber, dass man an das Gute im Menschen glauben und mit zu schnellen Schlussfolgerungen vorsichtig sein soll.
Als vierten Punkt lernte ich von ihr, dass wir stets an uns arbeiten sollen. Rona Ramon hat als Therapeutin Menschen mit Posttrauma behandelt und war somit ständig mit ihrem eigenen Trauma konfrontiert.
Der fünfte Punkt ist, Kritik zu äußern und stets zu hinterfragen. In einem Interview sprach Rona Ramon darüber, dass sie lange nach Antworten zu den Umständen von Ilans und Assafs Tod gesucht hat und sich nicht davor gescheut hat, die verantwortlichen Institutionen zu konfrontieren.
Am 17. Dezember starb Rona Ramon im Alter von 54 Jahren an Bauchspeicheldrüsenkrebs. Sie hinterlässt drei Kinder.

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