„Ich glaube, der Judenstaat ist ein Weltbedürfnis“

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Die Jewish Agency for Israel wurde 1929 ins Leben gerufen und verfolgt bis heute dasselbe Ziel: möglichst viele Juden weltweit zur Einwanderung nach Israel zu motivieren.  Von Manja Altenburg

Mit Programmen und Unterstützung der Jewish Agency for Israel (jafi) haben rund 120 Juden letztes Jahr aus Deutschland Alija (Einwanderung) gemacht. Im Vergleich zu den vergangenen Jahren sind diese Zahlen fast unverändert. In anderen europäischen Ländern jedoch, wie etwa in Frankreich, gab es einen erheblichen Anstieg. Das begründet der Direktor der Abteilung für Deutschland und Zentraleuropa der Jewish Agency, Michael Yedovitzky, damit, „dass wir derzeit in der Bundesrepublik eine andere Situation erleben als in manchen europäischen Nachbarländern. Junge Juden in Deutschland leben heute in einer Welt, die ihnen viele Möglichkeiten gibt. Sie suchen hier nach Sinn und Bedeutung im Leben.“ Doch wenn sich Juden in Deutschland, und das gilt allgemein für den deutschsprachigen Raum, wohlfühlen, ihre Zukunft hier sehen und aufbauen, wie gelingt es der jafi heute, ihre zionistische Erziehung auch hier fruchtbar werden zu lassen?

85 Jahre jung
Stärkung der jüdischen Idee. Birthright-Reisende auf Masada.
Stärkung der jüdischen Idee.
Birthright-Reisende auf Masada.

Ins Leben gerufen wurde die Jewish Agency auf dem 16. Zionistenkongress am 11. August 1929 mit der Aufgabe, als Vertretung der Juden im damaligen Palästina der Ansprechpartner für das britische Mandat zu sein und interne Angelegenheiten der in Palästina lebenden Juden zu regeln. Seit der Unabhängigkeit des Staates Israel kümmert sich jafi in erster Linie um alle Belange rund um die Einwanderung von Juden nach Israel. Aktiv ruft sie Juden weltweit dazu auf, nach Israel zu immigrieren. Als offizielle Einwanderungsorganisation des Staates Israel verfolgt sie aber auch das Ziel, Juden aus Notlagen zu retten und sich um die Absorption, d. h. die Klita (Integration) aller Olim (Einwanderer) zu kümmern. Auch das Angebot der jüdisch-zionistischen Erziehung weltweit sieht sie als ihren Aufgabenbereich. Zu umfangreichen Programmen, die sie in Israel anbietet, hat sie in über 80 Ländern Vertretungen. Über 450 Schlichim (Abgesandte) sind auf fünf Kontinenten verteilt und tätig. jafi finanziert sich ausschließlich über Spenden.

Stärkung jüdischer Identität
Stärkung der jüdischen Identität. Stolze Neueinwanderer in Israel.
Stärkung der jüdischen Identität. Stolze Neueinwanderer in Israel.

„Einst war alleinig die Förderung der Alija unser Hauptziel. Inzwischen sind unsere Aufgaben vielfältiger. Selbstverständlich sind wir froh über jeden Einzelnen, der Alija macht. Wir denken auch, dass unsere Bemühungen zumindest einen Teil von ihnen dazu gebracht haben, über eine Zukunft in Israel nachzudenken. Aber unsere Aktivitäten konzentrieren sich nun mehr darauf, die jüdische Identität der jungen Menschen zu stärken“, so Yedovitzky. jafi erhofft sich so, dass sich einige von ihnen irgendwann, selbst wenn in weiter Ferne, veranlasst fühlen, einmal Alija zu machen. Sie weiß, dass trotz ihrer Bemühungen viele im deutschsprachigen Raum dieses Ziel für sich persönlich ausgeschlossen halten. Dennoch spricht jafi auch die an, die in ihrer Gemeinde oder den zahlreichen jüdischen Organisationen aktiv werden oder sind. Und selbst die, die sich nicht in einer Gemeinde engagieren wollen, aber vielleicht bei einer der Veranstaltungen von jafi ihren Partner kennen gelernt haben und dann eine jüdische Familie gründen, ihre Kinder in jüdischer Tradition erziehen – auch diese heißt jafi willkommen. „Auch diese wollen wir unterstützen“, so Yedovitzky. Dabei fällt immer wieder das Stichwort „Stärkung der jüdischen Identität“.

„Unsere Aktivitäten konzentrieren sich nun mehr darauf, die jüdische Identität der jungen Menschen zu stärken.“
M. Yedovitzky

Damit zeigt sich, dass jafi realistisch bleibt, aber nicht ohne Hoffnung. Sie greift auch da ein, wo deutlich wird, dass eine Alija niemals eine Option sein wird. Als Ergebnis erhofft sie sich eine stärkere Bindung zur Gemeinde und dem lokalen jüdischen Leben und damit eine enge Kooperation mit jafi und mit vielen Gemeinden und jüdischen Organisationen. Dennoch ist natürlich diese Unterstützung nicht selbstlos. Hier schimmert das Fünkchen Hoffnung und zionistischer Idealismus durch, dass es doch den einen oder anderen dazu führt, nach Israel einzuwandern. „Dass die Stärkung der jüdischen Identität einen Menschen dazu veranlassen kann, nach Israel zu gehen, ist Realität.“ Aber die Mitarbeiter sind sich bewusst, dass es ohne eine Stärkung der jüdischen Identität keine Stärkung der Gemeinden geben kann. Das liegt ihnen ebenso am Herzen. jafi definiert sich ganz klar als Partner der Gemeinden. Sie weiß, dass ohne diese gemeinsame Aufgaben nicht zu bewältigen sind.

„Dass die Stärkung der jüdischen Identität einen Menschen dazu veranlassen kann, nach Israel zu gehen, ist Realität.“

Darum bleibt jafi optimistisch und zieht positive Bilanz. „Wir haben ein sehr erfolgreiches Jahr hinter uns, mit vielen neuen Programmen“, resümiert Yedovitzky. Dazu zählt auch Nevatim, mit dem jafi Initiativen und Ideen junger jüdischer Erwachsener fördert. Oder Morim, ein Förderprogramm für jüdische Jugendbildung. Dabei haben die Gemeinden und jüdische Organisationen die individuelle Möglichkeit, erarbeitete Themen der schulischen Bildung auszubauen und zu erweitern. Tatsächlich hat jafi mit diesen Angeboten letztes Jahr mehrere Tausend junge Menschen erreicht. Allein an einem Treffen in Warschau im November 2013 nahmen rund 300 junge Erwachsene aus Deutschland teil. Über starken Zuspruch der Programme in Israel kann jafi nicht klagen, die Vermittlungsprogramme Masa, Taglit und Onward erfreuen sich großer Beliebtheit.

© Jewish Agency © Masa_israel

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