Eine Gedenktafel in der Christ Church in der Wiener Jauresgasse erinnert seit Kurzem an eine spektakuläre Rettungsaktion in den Monaten nach dem „Anschluss“: Zwei anglikanische Priester tauften zwischen März und September 1938 an die 1.800 Jüdinnen und Juden. Nur rund 100 von ihnen überlebten den NS-Terror nicht.
Von Alexia Weiss
Sir John Charles Burgh verstarb vergangenen April. 1925 in Wien als Karl Hans Schweinburg geboren, machte er in Großbritannien eindrucksvoll Karriere: Viele Jahre stand er dem British Council als Generaldirektor vor, von 1987 bis 1996 war er President des Trinity College in Oxford. Sein langes Leben verdankte er vermutlich einem Stück Papier, ausgestellt von der Christ Church in Wien: seinem Taufschein. Vielen Flüchtlingen erleichterte ein solcher die Ausreise aus Österreich, manchen auch die Einreise nach England.
Nicht zufällig wurde die Gedenktafel heuer, im Erinnerungsjahr an die Umwälzungen in Österreich vor 75 Jahren, angebracht, erklärt der heutige Priester der Christ Church, Patrick Curran. Die Idee dazu gebe es schon seit Jahren, nachdem sich um 2000 der damalige Pfarrer nach Hinweisen von älteren Mitgliedern der bis heute sehr lebendigen Community die in der Sakristei gelagerten Taufbücher einmal genauer angesehen hatte. Gab es normalerweise ein paar Dutzend Taufen pro Jahr, wurden 1938 an die 1.800 eingetragen.