Miami-Luxus mit Jaffa-Flair

Luxus im Gefängnis? Ein scheinbar absurder Gedanke. Aber wie man weiß, in Tel Aviv ist alles möglich. Des Rätsels Lösung: Im Frühling hat das Setai in Jaffa eröffnet. Es zählt seither zu den luxuriösesten Hotels in Israel und blickt auf eine interessante Historie zurück.

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Die Lobby – der größte Teil des Komplexes stammt aus der britischen Mandatszeit. © Assaf Pinchuk

Die längste Zeit seiner Geschichte war das Setai ein kishle (türkisch für Gefängnis), wurde noch ein paar Jahrhunderte früher eigentlich als Kreuzritterfestung errichtet und erst später von den Osmanen für ihre Zwecke umfunktioniert. Als sich die Türken aus dem Nahen Osten nach und nach zurückziehen mussten, wurde der Festungsbau in eine Polizeistation umfunktioniert, die dort auch bis 2005 betrieben wurde.
Der größte Teil des Gebäudekomplexes stammt aus der britischen Mandatszeit und ist weitgehend unverändert geblieben. Ein neuer Flügel und zwei zusätzliche Stockwerke geben dem ursprünglich furchteinflößenden und zugleich monumentalen Zweckbau eine gewisse Eleganz und Leichtigkeit. Auch im Inneren werden die schweren Gewölbe durch zarte Oberflächen, dunkle Hölzer und polierte, cremefarbene Fliesen aufgewertet und lassen die martialische Vergangenheit vergessen und ein wohliges Luxusgefühl aufkommen.
„Es gibt eine lange Geschichte, die hier bewahrt werden soll, daher war es notwendig, dass jedes kleine Detail dieses Projektes überwacht und genehmigt wurde“, erklärt Dana Leitersdorf vom Londoner Büro ARA Design. Ihr Team arbeitete mit Feigin Architects, einem lokalen Architekturbüro, und dem Denkmalschutzarchitekten Eyal Ziv zusammen – beim Umbau und der Adaption des historischen Wahrzeichens.

© Assaf Pinchuk

Gut Ding braucht Weile, insbesondere bei einem historischen Gebäude dieser Art. Bereits 2005 hat die Nakash-Familie die ehemalige Polizeistation übernommen und mit den Vorarbeiten begonnen. 100 Millionen hat die Nakash-Holding in den letzten 12 Jahren in das Projekt investiert – kein Problem für den milliardenschweren Clan und Gründer von Jordache Jeans. 2014 hat man zwischenzeitlich auch noch das Setai Miami Beach erstanden. Damit war klar, wie das neue Hotel in Jaffa in Zukunft heißen würde.
Wer vor dem Setai steht, blickt auf eine Gebäudekette. Die einzelnen Trakte sind mit gläsernen Fluren verbunden und von zwei zentralen Höfen umgeben – einst die Gefängnishöfe. Die Aufteilung der Räume ist klassisch. In den oberen Etagen finden wir Gästezimmer und Suiten. Das Erdgeschoß ist eine Open Area, wenn auch da und dort mit intimen Ecken. So findet der Gast gleich hinter der Lobby eine Lounge, unter weiten Bögen eines wuchtigen Gewölbes arrangiert und mit voluminösen Fauteuils und Hockern in Leder und teilweise mit ausdruckstarken Mustern. Das zentrale Gebäude wird auf beiden Seiten von weitläufigen Innenhöfen flankiert – dort befindet sich in der Steinhalle auch das Restaurant JAYA. Die harten Ecken und Kanten der historischen Steine werden dort durch Lederbänke aufgelockert und sind der direkte Übergang in die Brazilian Blue Marble Bar.
Modernes Design ist rundum spürbar, und dennoch zeigt der Umbau großen Respekt und einen sensiblen Umgang mit den historischen Details.

Mit subtilen Akzenten wird im Setai die Geschichte des Hauses vielerorts sichtbar.

„Die archäologischen Ausgrabungen im Vorfeld des Umbaus im Inneren der Gebäude wie auch in den Höfen beanspruchten den größten Zeitraum des Umbaus“, sagt Ziv. Die Israel Antiquities Authority und die Israel Preservation Society waren beide an der Sache beteiligt und stellten sicher, dass die historische Substanz bewahrt wurde. In diesem speziellen Fall gehören dazu Reste von Wänden aus der Kreuzritterzeit wie auch aus der türkischen Epoche.

© Assaf Pinchuk

Und es werden Artefakte ausgestellt, die während des Umbaus gefunden wurden – so wie Münzen, Tassen und Ähnliches aus dem 12. Jahrhundert oder auch der Stolz der Sammlung: eine Truhe mit Waffen aus dem Jahr 1890 – der so genannten spättürkischen Zeit. Als Zitat auf das Mittelalter serviert man in der Lobbybar Spießgetränke und Olivenspieße. „Wir wollten das Hotel bewusst nicht zu sehr mit traditionell türkischem Dekor ausstatten“, so Leitersdorf. „Wir spielen eher mit subtilen Akzenten, wie türkischen Teppiche in den Zimmern und antiken Töpfen und Tabletts im Restaurant. So machen wir die Geschichte des Hauses spürbar.“
Doch wer eines der Zimmer oder eine der Suiten des Setai betritt, der erlebt ein vertrautes Ensemble moderner Gastlichkeit – wenn auch alles in Stein gemeißelt.
Und bevor die Moderne in einem solchen Bau wirken kann, ist es umso wichtiger, das Hohle, das Kalte des Gefängnisses aus den Räumen zu bekommen. Für die Designer war das Licht eines der wichtigsten Mittel dafür. In den Zimmern umrahmen zylindrische Laternen an der Decke die beiden Seiten des Bettes, und in der Ecke des Raumes schimmert eine Wolke aus chromgetönten Glasgehängen. Von außen fällt das Sonnenlicht durch große Steintorbögen, die sich durch Türen zu kleinen Balkonen öffnen.
In den Zimmern sind Flachbild-TVs natürlich Standard, ebenso wie die üblichen Filmkanäle. Die USB-Ladegeräte sind wie zu erwarten eingebaut und die Minibars gut ausgestattet. Und wenn wir uns langsam nach außen bewegen, treffen wir bald auf den Star des Hotels, der Infinity-Pool auf der Dachterrasse, direkt nach Osten ausgerichtet und mit Blick auf das Mittelmeer.
Eine Massage hingegen bucht man im unterirdischen Spa, und auch hier ist wieder deutlich das Spiel aus modern – Wellness – und historisch – Infrastruktur – zu erkennen: Durch die Glaswand der Sauna blickt man auf einen freigelegten Bogen, und im angrenzenden Fitnessraum rasen die Laufbänder entlang einer Reihe freigelegter Torbögen.
Das Setai setzt einen absolut neuen Standard in Israel und hat mit Jaffa einen ungewöhnlichen Ort gewählt. Erst die Zeit wird zeigen, was diese neue Herberge für das städtische Gefüge bedeutet – ein Monument an der Grenze oder eine Sonne inmitten eines neuen Systems. Den Gästen ist es herzlich egal, so lange sie Miami-Luxus mit Jaffa-Flair genießen können.

INFO:
The Setai
David Razi’el St 22, Tel Aviv-Yafo
Hotel: +972-3-6016000
Reservierungen: +442034554245
res@thesetaihotel.co.il
thesetaihotel.co.il

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