Oh, wie schön ist Panama

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Im gleichnamigen Kinderbuch kehren Bär und Tiger zufrieden wieder nach Hause zurück. Eine große Zahl von Israelis dürfte Post vom Finanzamt erhalten, noch ehe sie ihre Briefkasten-firmen aus Übersee heimführen können.

Von Reinhard Engel  

Der Chef der israelischen Finanzbehörde ließ keinen Zweifel aufkommen: Seine Beamten werden bald viel zusätzliche Arbeit bekommen. Moshe Asher, der Generaldirektor von ITA, dem Israel Tax Office, sagte unmittelbar nach dem Bekanntwerden der Panama Papers, es sei erst einmal nicht problematisch, wenn jemand im Ausland eine Briefkastenfirma betreibe. Schlanker Nachsatz: „Außer er hat dies nicht den Behörden mitgeteilt.“

Dann wurde Asher – wenn auch um die Ecke – einem israelischen Reporter gegenüber doch deutlicher: „Diese Berichte wecken Verdacht, aber ich sage Ihnen, es gibt Israelis, die ihre Steuern angeben, und einige der Namen (in den veröffentlichten Dokumenten) haben sie angegeben. Einige andere haben nichts gemeldet, und diese Konten werden wir uns sehr genau anschauen.“ Die Enthüllungen betreffen immerhin rund 600 israelische Unternehmen und 850 Anteilseigentümer, die bei der international orchestrierten Aufdeckeraktion erwähnt wurden. Am Konsortium der daran arbeitenden Medien ist in Israel die Tageszeitung Haaretz beteiligt.

Die Enthüllungen betreffen immerhin rund 600 israelische Unternehmen und 850 Anteilseigentümer, die bei der international orchestrierten Aufdeckeraktion erwähnt wurden.

Der oberste Steuerbeamte Asher beließ es aber nicht bei mehr oder weniger klaren Andeutungen. „Wir haben schon mit unseren eigenen Recherchen begonnen, und allein dabei konnten wir mehr als eine Milliarde Schekel im Ausland entdecken. Ich appelliere deshalb jetzt an alle, die bisher ihre ausländischen Gelder nicht deklariert haben: Jetzt wäre es an der Zeit, das zu tun.“ Seine Behörde wird übrigens nicht nur wegen möglicher Steuerhinterziehung recherchieren, sondern auch wegen anderer Finanztatbestände, etwa Geldwäsche.

Unter den israelischen Namen, die mit der umtriebigen Anwaltskanzlei Mos-sack Fonseca in Panama City in Verbindung gebracht werden, finden sich große Banken, Menschen aus der politischen Sphäre, aber vor allem prominente international tätige Unternehmer. Noch ist längst nicht bekannt, welche dieser Aktivitäten legal, welche illegal waren, welche dazu dienten, dem israelischen Staat Steuern zu entziehen, oder dazu, in Übersee heikle oder gar kriminelle Aktionen unbemerkt abzuwickeln.

Namen und Fakten

Die Panama-Papiere weisen zunächst einmal auf rege Tätigkeiten der israelischen Großbanken Leumi und Hapoalim hin. Besonders für Leumi ist das unangenehm. Das Geldinstitut hatte sich erst vor zwei Jahren mit einer 400 Mio. Dollar teuren Einigung mit dem US-Justizministerium und dem Staat von New York wegen der Beihilfe zur Steuerhinterziehung amerikanischer Bürger vor weiterer Verfolgung geschützt.

Aus dem politischen Umfeld findet sich in den Papieren etwa der Name des prominenten Anwalts Dov Weissglass, einem früheren Bürochef von Ministerpräsident Ariel Sharon.

Am dichtesten gepackt sind die Nutzer der panamaischen Briefkästen freilich unter israelischen Unternehmern. So findet sich hier etwa einer der reichsten Israelis, Yaakov Engel (mit dem Autor nicht verwandt). Seine Engelinvest Group, spezialisiert auf Immobilien und Rohstoffe, wird vorerst einmal mit fünf Firmen in Verbindung gebracht, die bei Mossack Fonseca registriert sind. Mit diesen sollen laut Haaretz Bergbau-Aktivitäten in Afrika verschleiert worden sein. Es geht dabei angeblich um Minen in Togo, in der demokratischen Republik Kongo und in Äthiopien.

Noch ein weiterer Minenbesitzer wird in den Panama Papers erwähnt, schreibt Haaretz. Immerhin 200 Einträge führen zu Dan Gertler, einem Milliardär, der sein Vermögen mit dem Abbau von Diamanten- und Kupfererz aufgebaut hat. Bei seinem Briefkasten dürfte es unter anderem um eine Investition in ein Bergwerk im Kongo gegangen sein.

Ebenfalls in den Dokumenten erwähnt werden die Unternehmer Idan Ofer sowie Teddi Sagi. Ofer ist einer der Söhne des israelischen Großinvestors Sammy Ofer und Direktor in der mächtigen Ofer Group, zu der Unternehmen aus den Branchen Logistik, Chemie, Luftfahrt sowie Automobilproduktion gehören. Auch sein Schwager und Firmenpartner Ehud (Udi) Angel wird in den Panama Papers erwähnt. Sagi wiederum, der sein Vermögen mit Online-Gambling gemacht hat, wurde in Österreich dadurch bekannt, dass er kurzzeitig ein Viertel der Immobiliengruppe Conwert besaß. Er hatte das Aktienpaket dem Bauunternehmer Hans Peter Haselsteiner abgekauft, aber schon nach wenigen Monaten an die deutsche Adler Real Estate weitergereicht.

Araber auf Reisen

Auch aus der arabischen Welt fanden sich zahlreiche Nutzer von Briefkastenfirmen bei der Kanzlei Mossack Fonseca. Unter anderem führen Spuren zum Sohn des früheren ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak, Alaa, zum ehemaligen Ministerpräsidenten von Katar, Hamad bin Jassim bin Jaber Al Thani, sowie in den Königspalast von Saudi Arabien. Und auch ein prominenter palästinensischer Name taucht in den Panama Papers auf. So soll laut Haaretz der Sohn von Mahmud Abbas, Tareq, via Panama persönlich Anteile an der Arab Palestinian Investment Company gehalten haben, die in unterschiedlichen Branchen der palästinensischen Wirtschaft investiert ist – von Einkaufszentren bis zur Lebensmittelproduktion.

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