One Way Ticket to the Moon

Die israelische Raumsonde Beresheet ist erfolgreich gestartet. Sie soll, wenn alles gut geht, am 11. April auf dem Mond landen.

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Auf zum Mond. Am 22. Februar 2019 startete die israelische Raumsonde Beresheet (li.) mithilfe einer Falcon 9-Rakete von Cape Canaveral. © Tamara Zieve / dpa / picturedesk.com; HO / AFP / picturedesk.com

Der Fernsehspot hat es in sich. Man will ja die Aufmerksamkeit der Jugendlichen erregen. Er zeigt also zunächst die sow-jetische Raumsonde Luna9 1966 bei der ersten weichen Landung auf dem Mond in der Geschichte der Raumfahrt. Dann sieht man, wie Familien 1969 in ihren Wohnzimmern fasziniert die Landung der amerikanischen bemannten Apollo-Mission mitverfolgen. Anschließend folgt, 2013, das Aufsetzen der chinesischen Chang’e 3 auf dem Mond. Und als vierte Nation kommt nun – wenn alles gut geht – die israelische Mission Beresheet 2019 hinzu.

Die Erfinder, Sponsoren und Betreiber von SpaceIL waren nervös und aufgeregt, als sie ihr ehrgeiziges Projekt wenige Tage vor dem Startschuss in Ramat Gan bei Tel Aviv vorstellten. SpaceIL wurde 2011 als NGO gegründet, mit der Aufgabe, die wissenschaftliche und technologische Erziehung in Israel zu fördern. „Wir hoffen, diese Mission als ein Mittel zur Inspiration von Kindern einzusetzen. Denn die Kids wollen heute keine Forscher mehr werden, sondern lieber in Reality Shows im Fernsehen dabei sein“, betonte einer der drei Mitbegründer, Yehonatan Weintraub, bevor er ins Flugzeug nach Cape Canaveral, Florida, stieg, um den Start aus der Nähe mitzuerleben.

Noch nie war ein so kleines unbemanntes Raumschiff zum Mond unterwegs. Es wiegt 160 kg (mit Treibstoff 600 kg), ist eineinhalb Meter hoch und hat einen Durchmesser von zwei Meter.

Auch in Israel waren viele nachts aufgeblieben, um die Premiere am Bildschirm mitzuverfolgen. Die Raumsonde startete planmäßig am frühen Morgen des 22. Februar in Cape mit Hilfe einer Falcon 9-Rakete von SpaceX ins All. Sie soll aller Voraussicht nach am 11. April auf dem Mond landen und dann ihr erstes Selfie zur Erde funken. Genauer gesagt nach Yehud, Israel, wo sich der Kontrollraum befindet.

© Tamara Zieve / dpa / picturedesk.com; HO / AFP / picturedesk.com

Das Bestreben ist klein, aber fein. Das macht es ungewöhnlich. Ein 20-köpfiges Ingenieur-team hat die Raumsonde gebaut, so kompakt wie keine andere zuvor. Das Budget belief sich auf 100 Millionen Dollar, ein Bruchteil von dem, was bisherige Raumfahrtmissionen gekostet haben, und wurde größtenteils privat finanziert.

Begonnen hat alles mit dem Lunar X Prize, den Google 2007 ausrief. Es hieß da: Wer es schafft, bis zum März 2018 einen Rover auf dem Mond abzusetzen und mindestens 500 Meter weit rollen zu lassen, erhält als Preis 30 Millionen Dollar. Das aber gelang niemandem. Dass der Wettbewerb ohne Gewinner ausging, hinderte die drei Israelis aber nicht daran weiterzutüfteln. Sie bauten mit Unterstützung der israelischen Raumfahrtgesellschaft einen Lander. Gelingt die Mission Beresheet, sagen ihre Erfinder, werde das weltweit einen technologischen Durchbruch bedeuten. Denn sie zeigt, was mit wenigen Mitteln möglich ist.

Mitarbeiter der NASA, die vor einigen Monaten angereist waren, um sich die Beresheet
an ihrem Produktionsort anzuschauen, sollen schwer beeindruckt gewesen sein.

Dabei wird die Raumsonde den weitesten Weg zum Mond einschlagen, der je überwunden wurde. Um eine Distanz von 382.000 km zu überwinden, soll sich die Beresheet in Ellipsen annähern, wird also erst einmal mehrmals die Erde umkreisen, bis sie den Orbit verlassen kann. Insgesamt muss sie eine Strecke von insgesamt 6.500.000 km zurücklegen. Noch nie war ein so kleines unbemanntes Raumschiff zum Mond unterwegs. Es wiegt 160 kg (mit Treibstoff sind es 600 kg), ist eineinhalb Meter hoch und hat einen Durchmesser von zwei Meter. Mitarbeiter der NASA, die vor einigen Monaten angereist waren, um sich das Mondlandegerät an seinem Produktionsort anzuschauen, sollen schwer beeindruckt gewesen sein.

Fast allerdings hätte es die Raumsonde nicht rechtzeitig zur Startbahn geschafft, weil die amerikanische Regierung zur Jahreswende wochenlang lahmgelegt war. Im Januar 2019 fand man schließlich doch noch einen Weg. Das Raumschiff konnte in einer komplexen logistischen Operation verpackt und in einem eigens präparierten Container mit einem Frachtflugzeug in die Vereinigten Staaten geflogen worden.

Eine der treibenden Kräfte hinter dem ehrgeizigen Projekt ist der Philanthrop Morris Kahn, zugleich auch Präsident von SpaceIL. Für den 89-jährigen Einwanderer aus Südafrika ist die Beresheet-Mission ein Forschungs- und Prestigeprojekt, das den Geist und vor allem auch die Chuzpe der israelischen Start-up-Nation unterstreicht. Wobei das Schwierigste noch bevorsteht: Die Chancen einer erfolgreichen Landung stehen 50 zu 50.

Sollte es klappen, wird die Raumsonde nicht nur stolz die israelische Flagge auf den Mond bringen, sondern auch Magnetfelder messen – Teil eines Experiments in Kooperation mit dem Weizmann-Institut. Auch die NASA ist mit dabei. Sie hat einen Laserreflektor an der Sonde installiert und wird bei der Kommunikation auf dem Mond assistieren. An Bord befinden sich auch eine Zeitkapsel mit digitalen Dateien über unsere Epoche und eine Bibel, für alle künftigen Generation. Die Sonde selbst soll nicht mehr auf die Erde zurückkehren.

Bei SpaceIL denkt man mittlerweile schon über die nächsten Projekte nach. Mitbegründer Yariv Bash denkt dabei etwa an die Erforschung von Meerestiefen. Dass er seit einem Snowboardunfall vor zwei Jahren im Rollstuhl sitzt, tut seinem Enthusiasmus keinen Abbruch. 

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