Positiv besetzt

Für alles gibt es ein erstes Mal – aber auch ein letztes. In diesem Monat berichten Katrin Pröll und Martina Laab, Veranstalterinnen von SALAM ORIENT, von der kleinen Geste (Brot mit Öl) und großen Gefühlen (virtuose Musiker).

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Holen den musikalischen Orient nach Wien: Martina Laab (li.) und Katrin Pröll. © Rania Moslam

Katrin Pröll und Martina Laab leiten zum zweiten Mal das Festival SALAM ORIENT, das bereits vor 17 Jahren gegründet wurde. 2018 haben sie den musikalischen Schwerpunkt auf die Regionen Palästina, Libanon und Israel gelegt und die kurdische Tradition in den
Fokus gestellt. Damit wollen die beiden Veranstalterinnen das künstlerische Potenzial und die aktuellen Entwicklungen gerade auch jener Regionen beleuchten, die durch politische Krisen gezeichnet sind, um so einen positiven Kontrapunkt zu setzen.
15.–23. Oktober, alle Infos & Programm: salam-orient.at

Das letzte Mal …

… eine mir wirklich neue Art von Musik gehört habe ich …

… beim Druga Godba Festival in Ljubljana mit dem Konzert von Ibeyi. Die blutjungen Zwillingsschwestern aus Kuba und Frankreich machen zwar keine völlig neue Art von Musik – wahrscheinlich gibt es dafür einfach schon zuviel –, aber die Weise, wie sie ihre Mischung aus Jazz, HipHop, elektronischen Spielereien und Yoruba-Traditionen mit Visuals kombinieren, enthusiastisch über die Bühne fegen und frech, frisch und von Herzen ihre sozialkritischen Botschaften kundtun, war einfach umwerfend.
(Katrin Pröll)

… gedacht, dass Wien auch irgendwie orientalisch sein kann, habe ich …

… an vielen Ecken! Natürlich am Naschmarkt, wo die Marktstandler ihre Ware lauthals feilbieten. Oder am Viktor-Adler-Markt im Herzen von Favoriten. Dort erlebt man beim Stand 129 unterschiedlichste Kulturereignisse, verköstigt sich bei den zahlreichen Imbissen mit orientalischen Schmankerln und beobachtet bei einer Tasse Tee im Türkis Palast das bunte Treiben auf der Favoritenstraße. In der Gegend der Mazzesinsel im 2. Bezirk landet man wieder beim köstlichen Essen der Märkte oder bei Kunst und Kultur im Theater Hamakom. Der 18. Bezirk bietet mit dem Lalish Theater weltumspannende Kultur, und auch im 7. Bezirk beim populären Berlin-Döner, wo eine lustige Crew den schnellsten und besten Kebabstand der Stadt schupft, ist der Orient in Wien zu Hause. (Katrin Pröll)

… zutiefst berührt von einem Konzert war ich …

Enorm berührt ist man als Musikveranstalterin leider nur selten, weil man eben so viel hört und es mit der Zeit immer schwerer wird, überrascht oder ergriffen zu sein. Aber im Rahmen eines Jeunesse-Konzertes im RadioKulturhaus war ich bei einem Konzert, bei dem ich dieses Gefühl seit langer Zeit wieder einmal erleben durfte. Die beiden jungen Musiker, Julia Hagen am Cello und Eivind Berg an der Schuke-Orgel, sind nicht nur Virtuosen auf ihren Instrumenten, sondern verstehen es auch, ein beeindruckendes Zusammenspiel zustandekommen zu lassen. (Martina Laab)

… gedacht, „Wien ist so gar nicht orientalisch“, habe ich …

… bei einem Restaurantbesuch zu späterer Stunde. Nach einem fantastischen Konzert iranischer Musiker im Sommer wollten diese vor dem Hauptgericht einfach ein wenig Brot und Olivenöl haben. Der Kellner sagte, das sei nicht möglich, und wunderte sich mürrisch, warum die Gäste so etwas überhaupt wollten. Das war alles andere als gastfreundlich und somit auch sehr unorientalisch. (Martina Laab)

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