Von Eichmann und der „Judenvernichtung“ scheint sie geradezu besessen, die einsame Alte im Paradiesghetto von Eberhard Rathgeb. Von Anita Pollak.
Nächtelang sieht sie sich den Film über Eichmann in Jerusalem an. Immer wieder. Auch den Nürnberger Prozess, den Frankfurter Auschwitz-Prozess. Nur dazu verwendet sie ihren Computer, den sie sich mit über 80 angeschafft hat. Familienfotos, Mails von ihren Töchtern und Enkeln interessieren sie kaum. Eliza ist Witwe, einsam, verbittert und besessen. Besessen von der Ermordung der Juden im Dritten Reich, mit der weder sie noch ihre Familie je etwas zu tun hatten. Der vergötterte Vater war kein Nazi, kann keiner gewesen sein, oder doch? Als hoher Wirtschaftsmann war er mit seiner Familie vor dem Krieg nach Buenos Aires geschickt worden, man lebte luxuriös, reiste einmal im Jahr zu den Ferien nach Deutschland, die Kinder gingen in Argentinien in die deutsche Schule, wo während des Kriegs die Hakenkreuzfahne wehte. „Ein Glück, dass wir drüben waren, bekräftigte die Mutter. Sechs Millionen ermordete Juden …, sagte sie. … und du redest noch immer von Glück, dachte sie.“