Der Talmud sagt, das Haar der Frau bringt Scham über den Mann. Darum trägt sie Perücke. Doch das soll auch religiöse Frauen nicht daran hindern, gut auszusehen. Von Daniela Segenreich-Horsky
Müssen jüdische Frauen, wenn sie ‚unter die Haube kommen‘, ihren Kopf bedecken? Müssen sie ihr Haar abschneiden? Sollen sie Perücken tragen? Die Antworten auf diese Fragen sind bei Weitem nicht eindeutig. In den Straßen Bnei Braks und in den religiösen Vierteln Jerusalems ist alles zu finden, Haarnetze, Kopftücher, Turbane, Haarbänder. Und wenn die Frisur besonders schick, das Haar besonders glänzend ist, dann darf man (als Laie) annehmen, dass es sich um eine Perücke, auf Jiddisch „Schejtel“, handelt, immer frisch geföhnt, oft feurig rot, manchmal in lange Locken gelegt, oder glatt und nach der letzten Mode geschnitten.
So eine Perücke kann, wenn sie aus echtem Qualitätshaar ist, schon einige Tausend Euro kosten. „The Sky is the limit“, bestätigt Rifka Zahavi, die in Ramat-Gan schon seit über 40 Jahren einen Perückensalon führt und viele Stammkunden aus dem angrenzenden orthodoxen Wohnviertel Bnei Brak bedient. „Manchmal ist sie sogar Teil der Mitgift, denn fast jede Frau, die Perücke trägt, hat mindestens zwei gute Stücke, oft aber auch fünf oder mehr, wenn auch nicht unbedingt in der teuersten Preisklasse.“ Hanni, eine der Angestellten im Salon Zahavi, will nicht so gern verraten, wie viele „Schejtel“ sie besitzt. Sie geht seit ihrer Hochzeit vor zwölf Jahren nur mehr mit falscher Haartracht aus dem Haus, und zu Hause dürfen selbst ihre eigenen Kinder ihr Haar nicht sehen. Doch sie findet das gut: „Meine Frisuren werden mit der Zeit immer schicker, und ich kann immer einen neuen Look ausprobieren. Mein eigenes Haar darf nur mein Mann sehen, aber es ist bei Weitem nicht mehr so schön wie meine Perücken.“ Dana wiederum, eine ihrer Kolleginnen, gibt zu, dass sie ein bisschen schummelt und ihr eigenes Haar vorne an der Stirn unter der Perücke hervorzieht, damit die Frisur echt aussieht.