Die Israelitische Kultusgemeinde Wien war treibende Kraft hinter der Öffnung der Skulptur des unbekannten Soldaten des Bildhausers Wilhelm Frass. Damit wurden die Gerüchte über die darin verborgene NS-Botschaft bestätigt. Ein Gespräch mit Raimund Fastenbauer, IKG-Generalsekretär für religiöse Angelegenheiten, über sein Engagement gegen Antisemitismus, ein geeignetes Datum für den Nationalfeiertag und H. C. Strache. Interview: Alexia Weiss
wina: Am Nationalfeiertag legt die Regierung traditionell einen Kranz in der Krypta am Heldenplatz nieder, um der in den Weltkriegen gefallenen Soldaten zu gedenken. In der Skulptur des unbekannten Soldaten des Bildhauers Wilhelm Frass wurde nun eine Botschaft gefunden, die das Werk als dem Nationalsozialismus gewidmet ausweist. Sie haben zu den treibenden Kräften gehört, die auf eine Öffnung des Denkmals gedrängt haben. Warum hat es so lange gedauert, bis es tatsächlich dazu gekommen ist?
Raimund Fastenbauer: Ja, das ist etwas, was mich persönlich eigentlich sehr bestürzt und frustriert hat. Sie haben Recht, dass die Kultusgemeinde hier eigentlich die treibende Kraft gewesen ist, diese spezielle Geschichte des Denkmals des Bildhauers Frass offenzulegen. Wobei IKG-Präsident Oskar Deutsch das in seiner Rede am Heldenplatz zum 8. Mai dazu benutzte, die Gestaltung des Heldenplatzes generell in Frage zu stellen.Die bisherige Situation war ja symptomatisch für die Gedenkpolitik in Österreich.
wina: Symptomatisch wofür im Besonderen?
RF: Für die Art und Weise, wie nach wie vor mit der Geschichte umgegangen wird. Wir sind ja auf nichts Neues draufgekommen. Auf die Sache mit Frass und dieser Inschrift bin ich sofort nach ein bisschen Surfen im Internet gestoßen. In Historikerkreisen war das bekannt, nur hat es niemanden gestört. Und ich kann mir durchaus vorstellen, dass es auch in neonazistischen Kreisen bekannt gewesen ist und die Herrschaften jedes Jahr eine klammheimliche Freude gehabt haben, wenn sie am 8. Mai dort ihren Kranz niedergelegt haben und wenn sie am Nationalfeiertag und zu Allerseelen und bei Staatsbesuchen Mitglieder der Bundesregierung gesehen haben, die ihre Kränze niederlegten. Ähnlich war es bei Frass in der Ersten Republik, wenn man den Text in der Rolle liest: Er hatte dieses klammheimliche Gefühl der Freude in der Dollfuss- und Schuschnigg-Zeit, als die Größen von damals ihre Kränze vor einem eigentlichen NS-Denkmal niedergelegt haben.