Die haGalil-Redakteurin Andrea Livnat widmet sich in ihrem Buch Der Prophet des Staates dem Andenken an Theodor Herzl. WINA wollte von ihr wissen, wie sie die Erinnerungskultur in Israel bewertet. Von Alexia Weiss
wina: Sie kommen in Ihrem Buch zum Schluss, dass Israel, um die Erinnerung an Herzl nicht nur wach, sondern auch für die Gegenwart relevant zu halten, andere Formen des Gedenkens finden muss. Was stört Sie aktuell?
Andrea Livnat: Die Erinnerung an Herzl ist seit der Staatsgründung in bestimmten Slogans gefangen. Man kann es reduzieren auf den berühmten Satz: „Wenn Ihr wollt, ist es kein Märchen.“ Natürlich ist das ein herrlicher Ausspruch, aber die Geschichte ist doch viel komplizierter. Außerdem ist das Gedenken an Herzl immer an die israelische Realität gekoppelt, wobei nur die angenehmen Aspekte seiner Vision übernommen werden. Es gibt aber doch viel, was den Vorstellungen Herzls ganz und gar nicht entspricht.