Was Katharina Zhviti wichtig ist: ein offenes Haus zu führen. Und: mit Menschen in Kontakt zu kommen. Dazu hat sie beinahe täglich Gelegenheit. Seit 16 Jahren ist die gebürtige Georgierin als Augenärztin in ihrer eigenen Ordination in Wien tätig. Von Alexia Weiss
Sprachen musste Katharina Zhviti in ihrem Leben viele lernen. „Und immer wurde ich ins kalte Wasser geworfen“, erinnert sie sich. Etwa, als sie vom georgischen Kindergarten in die russischsprachige Schule kam. Später in Israel, als es Iwrit zu lernen galt. Und dann war da noch die Übersiedlung nach Wien als Teenager. Da die Eltern nicht wussten, ob man hier wirklich bleiben werde, wurde sie zunächst in eine englischsprachige Schule geschickt. Die Matura legte sie aber schließlich auf Deutsch ab.
„Ich habe eine wunderschöne Kindheit gehabt“, erzählt Zhviti, wenn sie an ihre Geburtsstadt Kutaisi zurückdenkt. „Wir lebten in einem traditionell jüdischen Haus, aßen koscher, und es gab eine große Community. Religion wurde zwar in der Sowjetunion nicht akzeptiert, aber in die Synagoge ist man gegangen. Zumindest in Kutaisi war das so.“ So einen schönen Seder wie in Georgien habe sie später nie wieder erlebt. „Es kann aber sein, dass mir das nur so vorkommt, weil ich damals noch ein Kind war.“
Nach Israel ging die Familie – Zhviti hat noch eine Schwester –, weil der Vater in der Sowjetunion nicht sicher war. Ein Jahr hatte er aus politischen Gründen bereits im Gefängnis verbracht, in Einzelhaft. Er wurde schließlich freigesprochen, doch die Mutter traute dem Frieden nicht. Sie hat gesagt, „ich lasse meinen Mann nicht im Gefängnis verrecken“. Die Auswanderung von Juden aus den Sowjet-Ländern war bereits in vollem Gange. Auf diesen Zug sprang die Familie auf.
Wie auch für viele andere Auswanderer damals ging der Plan allerdings nicht so auf, wie man sich das vorgestellt hatte. Als der Vater auf der Straße in Israel zufällig einem früheren Bekannten begegnete, der ihm erzählte, er habe ein Geschäft auf dem Wiener Mexikoplatz, das zu vermieten sei, waren die Würfel für die Familie gefallen.
Für Katharina Zhviti war es nicht immer klar, dass sie tatsächlich in Österreich bleiben würde. Nach dem Medizinstudium zog es sie zunächst nach Los Angeles. Nach wenigen Wochen wusste sie aber: Dort fühlte sie sich nicht wohl.
Eine Entscheidung
Nach Wien zurückgekehrt, musste sie lange auf einen Turnusplatz warten. Sie versuchte, die Jahre so gut als möglich herumzubringen, machte unbezahlte Volontariate in Spitälern, darunter auch auf der Psychiatrie im AKH. Hatte sie zuvor noch mit dem Gedanken gespielt, später eine Psychotherapieausbildung zu machen, wusste sie nach diesen Monaten: „Das ist nichts für mich. Ich wollte in die Schulmedizin.“
Das Zwischenmenschliche im Patientenkontakt ist ihr auch in ihrer augenärztlichen Praxis extrem wichtig. „Die Augen sind schnell angeschaut, aber ich rede mit jedem auch ein bisschen über die Untersuchung hinaus. Und das bei dutzenden Patienten am Tag. Wahrscheinlich sitze ich auch deshalb heute noch so glücklich in meiner Ordination. Ich liebe meinen Beruf. Vor allem wegen des Kontakts zu Menschen.“