Wina Editorial

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Das einzige mit dem Siegel des Hohepriesters verschlossene Öl-Krüglein, das die Hasmonäer im zurückeroberten Tempel fanden, reichte bloß für den ersten Tag. Das Wunder, dass es noch weitere sieben Tage brannte – bis zur Herstellung neuen, reinen Öls –, feiern wir zu Chanukka. Wir erinnern uns dabei an den Widerstand einer Handvoll Makkabäer, die eine übermächtige syrisch-griechische Armee besiegte und damit Identität und Fortbestand des Judentums sicherte.

„Es gibt zwei Arten, sein Leben zu leben: entweder so, als wäre nichts ein Wunder, oder so, als wäre alles ein Wunder. Ich glaube an Letzteres.“ Albert Einstein

Wenn auch die Gesetze der Physik und der Physiologie, der Logik und der Ökonomie unsere Lebensrealität bestimmen – es geschehen doch immer wieder Dinge, die wir nicht erklären können und die nicht erklärbar sind. Es sind dies die kleinen Wunder, die jeden Tag passieren: Menschen, die auf wundersame Weise Krieg und Katastrophen überleben. Obdachlose, die trotz der Minusgrade nicht erfrieren und nicht verhungern. Menschen, die auf der Flucht sind – und nicht im Mittelmeer ertrinken –, in Europa ankommen und ein neues Leben beginnen können. Menachem Bodner, der mit der Nummer A7733 als Kind die sadistischen Versuche Mengeles überlebte, seinen Zwillingsbruder und seine gesamte Familie im Holocaust verlor, nur, um dann viele Jahrzehnte später doch noch auf Familie und damit auf die eigene Geschichte zu stoßen. Der IDF-Soldat Yussuf, der mit seinen Kameraden zusammensaß, während die Raketen aus dem Gazastreifen einschlugen. Der plötzlich und ohne ersichtlichen Grund aufstand und sich einige Schritte von der Gruppe entfernte, als eine Rakete genau dort einschlug, wo er gerade eben noch gesessen hatte. All dies sind Wunder. Doch es gibt auch die kleinen, die verborgenen Wunder. Das Wunder, dass wir gesund sind, dass wir ein erfülltes Leben führen dürfen. Dass wir lieben und geliebt zu werden, lachen und weinen können. Das Wunder, wenn uns unsere Kinder mit großen Augen ansehen und wir ihnen das zeigen dürfen, was wir Erwachsene Leben nennen.

Es sind diese Wunder, an die wir uns zu Chanukka erinnern sollen, mit jeder Kerze, die wir anzünden.

Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien wunderbare Feiertage, viel Licht und viel Freude beim Lesen!

Julia Kaldori
Chefredaktion

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