Eine klug ausbalancierte Schau im Jüdischen Museum Hohenems präsentiert zwanzig Fragen rund um das Judentum – und zahlreiche mögliche Antworten, die Denkräume eröffnen und zur Suche nach persönlichen Antworten anregen sollen. Ein Erlebnisbericht. Von Manja Altenburg
Die jüngst eröffnete Wechselausstellung Was Sie schon immer über Juden wissen wollten … aber nie zu fragen wagten im Jüdischen Museum Hohenems läuft noch bis zum 7. Oktober 2012. Auf über zwanzig Fragen rund um das Judentum, deren Inhalte nicht unbedingt neu sind, gibt sie Antworten. Neu ist allerdings, dass die Schau exakt die Fragen präsentiert, die man sich üblicherweise nicht traut, laut auszusprechen. Entweder weil sie politisch unkorrekt, beschämend, zu peinlich zu erfragen sind oder weil manche Fragen schlichtweg ein Tabu sind.
Die beiden Kuratoren Hannes Sulzenbacher und Hanno Loewy unterlaufen mit der Schau gewöhnliche Frage-Antwort-Rituale, brechen Tabus und greifen Klischees und Bilder jüdischer Stereotypen auf. Das Ganze verwirklichen sie außergewöhnlich mehrschichtig: Sowohl mit Werken zeitgenössischer jüdischer, israelischer Künstler, Installationen, Zitaten und einem reichhaltigen Rahmenprogramm bieten sie dem Betrachter Antworten. Wie bereits der Titel, angelehnt an Woody Allens Film Was Sie schon immer über Sex wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten, erahnen lässt, werden die Fragen nicht immer bitter ernst, sondern auch mit einem Quäntchen Humor beantwortet – inbegriffen, dass einem dabei das Lachen mitunter in allanesker Weise im Halse stecken bleiben kann.
Fragen über Fragen
Durch viele verschiedene Fragestellungen, die von ernsthaften über ressentimentgeladene, neugierige und besserwisserische bis hin zu sachlichen und polemischen reichen, balanciert die Schau zwischen Augenzwinkern und Ernsthaftigkeit. Dadurch konnte auch berücksichtigt werden, möglichst viele Personenkreise anzusprechen. Denn es zeige sich immer wieder, so Hanno Loewy, „dass die Bedürfnisse, die sich durch Fragen ausdrücken, sehr verschieden sein können“.
Darf man Jude sagen?
An einigen Stellen werden auch Berührungsängste durch das Durchbrechen des herkömmlichen Frage-Antwort-Ritus humorvoll gemindert, wie beispielsweise beim Ausstellungssegment Darf man Jude sagen?. Hier wird der Besucher aufgefordert, in ein Mikrofon laut „Jude“ zu sagen. Ein wenig erinnert diese Station an das „Judenspiel“ innerhalb der Comedy Show Jud süß-sauer des jüdischen Komikers Oliver Polak. Dabei verfolgt Polak unter anderem das Ziel, indem das Publikum laut und beherzt „Jude“ rufen soll, sich daran zu gewöhnen, dass man Jude sagen darf – wie auch hier.