Der Kongress tanzt: Das wurde vom Wiener Kongress 1814/15 berichtet.
Das historische Bonmot geht zurück auf den österreichischen Offizier und Schriftsteller Charles Joseph Fürst von Ligne, der in einem Brief an den französischen Diplomaten Charles-Maurice de Talleyrand schrieb: „Man schreibt mir das Wort zu: ‚Der Kongress tanzt, aber er kommt nicht vorwärts.‘ Es sickert auch nichts durch als der Schweiß dieser tanzenden Herren.“ David Ungar-Klein erinnert mit der Namensgebung seines alljährlichen Consulting-Großevents Wiener Kongress com.sult nicht zufällig an den Wiener Kongress: Das, was Österreich besonders gut beherrsche, sei Gastfreundlichkeit, sagt er. Und diese zelebrieren er und sein Team so, dass viele der internationalen Sprecher und Sprecherinnen gerne immer wieder kommen.
„Ich bin ja selbst oft als Sprecher im Ausland eingeladen. Da bestreitet man seinen eigenen Vortrag, sieht vielleicht noch den einen oder anderen Referenten beim Frühstück, aber am Abend, wenn es dann die social activities wie eine Party gibt, sind viele schon wieder abgereist.“ Der Mehrwert von solchen Kongressen liege für die Vortragenden aber auch in der Vernetzung. Und dafür wollte er mit Wiener Kongress com.sult den passenden Rahmen schaffen. Hier werden die internationalen Sprecher direkt vom Flugzeug abgeholt. Legendäre Fondue-Essen bei ihm zu Hause gaben über viele Jahre den besonders intimen Rahmen, da inzwischen immer mehr Vortragende kommen – unter ihnen Nobelpreisträger wie Dan Shechtman oder Politiker wie Václav Klaus und Gregor Gysi – suchte Ungar-Klein nach Alternativen.
»Das Brückenbauen zieht sich wie ein roter Faden durch mein Leben: von den Jahren im Hashomer Hazair
bis hin zu meinen vielen Reisen als Marketingchef.«
David Ungar-Klein
Dieses Jahr lud er etwa zu einer Führung durch den Stadttempel und einem anschließenden Essen im Alef Alef. „Das war für viele ein Erlebnis. Die meisten waren noch nie in einer Synagoge oder koscher essen, so etwas bleibt in Erinnerung.“ Inzwischen wird übrigens auch getanzt: Der Kongress findet immer im Jänner statt, wenn die Wiener Ballsaison voll im Gang ist. Beim kommenden Wiener Kongress com.sult wird der Besuch des Ärzteballs in der Hofburg in das Programm integriert. „Wo sonst auf der Welt kann man dieses imperiale Flair genießen?“ Untergebracht sind die Vortragenden im Hotel Imperial – dort wird auch in ausgesuchten Runden gemeinsam Mittag gegessen. Damit biete der Kongress abseits der öffentlichen Vorträge im Haus der Industrie eben auch jede Menge Möglichkeiten zur persönlichen Vernetzung. So würden Nobelpreisträger Politiker anderer Ländern kennen lernen und in der Folge eingeladen werden. Entscheidungsträger großer Unternehmen träfen ihrerseits auf Topwissenschaftler, das führe langfristig zu Impulsen im Bereich Innovation.
Das Vorbild ist ein großes: das Weltwirtschaftsforum von Davos. Bis der Wiener Kongress com.sult sein heutiges Standing erreicht habe, habe es etwa vier Jahre gedauert, erzählt Ungar-Klein. Kommenden Jänner findet bereits der 15. Kongress statt, der hauptsächlich durch Sponsoring finanziert wird. Der Mehrwert für die Sponsoren: das Bewerben des Standorts Wien. Die Stadt zeige sich hier mit ihren vielfältigen Seiten – vor allem aber zeige sie sich eben als gute Gastgeberin.
Doch wie startet man so ein Unternehmen, zu dem bisher bereits über 600 international bekannte Vortragende – von Schimon Peres und Avigdor Liberman über Mario Monti, Francis Ford Coppola, Jack Welch, Hans-Dietrich Genscher, Lech Walesa, Steve Forbes, Mohammed el-Baradei, Jimmy Wales und Frederik Willem de Klerk bis zu Buzz Aldrin – angereist sind? Da braucht es einen fulminanten Auftakt. Und der gelang: Ungar-Klein lud zu seinem ersten Kongress Bill Gates ein. Viele seien damals nur ins Haus der Industrie gekommen, um zu sehen, was David Ungar-Klein erzähle, warum Gates nun doch nicht gekommen sei, erinnert er sich heute. Doch Gates kam. „Und dann stand ich tatsächlich mit Bill Gates auf der Bühne. Es war meine erste Großmoderation, und ich war plötzlich sehr alleine. Ich hatte zuvor wochenlang kaum geschlafen. Und dann war der Moment da. Und als Gates fertig gesprochen hatte und die Bühne verließ, habe ich gemerkt, dass in mir alles runtergefahren ist. Da war es aber erst 10.30 Uhr am Vormittag.“
Was aber hat Gates damals ihm und jenen an die 1.000 Menschen, die gekommen waren, um ihm zuzuhören, mitgegeben? „Dass es wichtig ist, eine Vision zu haben. Dass man als Visionär Menschen einlädt, ein Stück mit demselben Zug zu fahren, dass sie aber auch immer die Möglichkeit hätten, wieder auszusteigen – und später wieder einzusteigen.“ Persönlich habe er aber auch mitgenommen, dass Gates ein Mensch sei. „Du hast nicht das Gefühl, dass du jetzt mit dem reichsten Mann der Welt sprichst. Er ist sehr zurückhaltend.“ Inhaltlich referierte Gates damals über Themen wie das papierlose Büro und die Digitalisierung. Rückblickend zeige sich hier auch die visionäre Kraft von Gates, meint Ungar-Klein.
Seine eigene Vision sei das Brückenbauen. „Ich glaube, dass Ausgrenzung nichts Positives ist. Man muss mit Leuten reden. Das heißt noch nicht, dass man sie auch integrieren muss, aber man muss immer das Gespräch suchen.“ Der Wiener Kongress com.sult sei diesem Prinzip verbunden. Aber auch seine Funktion als Honorarkonsul der Republik Kosovo trage zum Brückenbauen bei. Entstanden ist so eine österreichisch-kosovarische Freundschaftsgesellschaft. „Das Brückenbauen zieht sich wie ein roter Faden durch mein Leben: von den Jahren im Hashomer Hazair über meine Erfahrungen an der israelischen Botschaft bis hin zu meinen vielen Reisen als Marketingchef von Czipin & Proudfoot. Vielleicht kann nicht alles in Gesprächen gelöst werden. Aber das Gespräch ist immer ein Anfang.“
Seit einigen Jahren drückt Ungar-Klein seinen prominenten Gästen übrigens Leinwand, Farbe und Pinsel in die Hand. Das Ergebnis: Zahlreiche „Artistic Signatures“ von Politikern wie Václav Klaus bis hin zu einer humorvollen Skizze des bereits verstorbenen Carl Djerassi mit dem Titel Der intellektuelle Bigamist bilden in den Büros von Create Connections eine eindrucksvolle Galerie, die auch den Geist dieser Agentur widerspiegelt: offen und verbindend zugleich.
Wiener Kongress com.sult
Der nächste Wiener Kongress com.sult widmet sich am 29. und 30 Jänner 2018 den „Strategien der Zukunft“. Diskutiert wird dabei etwa die Frage, wie der Brexit für andere zur Chance werden kann – auch Wien bewirbt sich nun um Institutionen, die bisher in Großbritannien angesiedelt waren. In einem anderen Themenblock geht es bei dem Kongress um Europa: Wie sieht die Zukunft der Westbalkanstaaten aus? Die EU ist kein abgeschlossener Raum, das wurde nicht zuletzt durch die Migrationsthematik klar, so David Ungar-Klein. Wie kann hier unterstützt, aber auch vernetzt werden? Die zwei weiteren Schwerpunkte sind Forschung und Innovation aus dem Blickwinkel Hebung der Wettbewerbsfähigkeit sowie die Frage, was ökonomisch passieren muss, um die Konjunktur zu beleben. com.sult.cc