Am Seil auf den Carmel

Im April ist in Haifa die urbane Seilbahn zum Technion und zur Universität in Betrieb gegangen, gebaut vom Vorarlberger Unternehmen Doppelmayr.

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Seilbahn Rakavlit. In 20 Minuten zu zwei Hochschulen: dem Technion und der Universität Haifa © Doppelmayr Seilbahnen GmbH

Nein, das ist nicht Kitzbühel, Lech oder St. Moritz. Die Zehner-Gondeln starten mitten in einer mediterranen Küstenstadt und führen hoch hinauf auf einen grünen Berg zu zwei Hochschulen, der Technischen Universität Technion und der Universität Haifa. Eröffnet wurde die urbane Seilbahn Rakavlit im April, gebaut von österreichischen Spezialisten aus dem Vorarlberger Wolfurt: Doppelmayr.

Insgesamt knapp 20 Minuten dauert die Fahrt für die vier Kilometer lange Strecke und bietet einen spektakulären Blick vom Carmel hinunter auf die Altstadt und das Meer. Sie nimmt ihren Ausgangspunkt am zentral gelegenen Bahnhof und Busterminal „HaMifrats“ und ist damit direkt an die anderen öffentlichen Verkehrsmittel angebunden. Laut Hersteller können 20.000 Fahrgäste pro Tag mit der Gondelbahn befördert werden. Potenzial gibt es genug: An den beiden Hochschulen sind insgesamt mehr als 30.000 Studierende eingeschrieben, dazu kommen noch Lehrpersonal und Servicemitarbeiter. Für sie soll sich mit der direkten Linie nach oben die Anfahrtszeit zu ihrem Studien- oder Arbeitsplatz um bis zu 25 Minuten verkürzen.

Für derartige Anwendungen gibt es gute ökonomische und ökologische Argumente: hohe Transportleistung bei niedrigem Energieverbrauch,
[…] geringere Investitionskosten
und kürzere Bauzeiten.

 

Die neue Seilbahn zur Universität Haifa ist zwar die erste urbane Gondelbahn in Israel, aber nicht das erste derartige Projekt, das Doppelmayr verwirklicht hat. So gibt es etwa ein ähnliches, sogar deutlich größeres innerstädtische Transportmittel in der bolivianischen Andenstadt La Paz. Dort verbinden drei Linien verschiedene Stadtteile miteinander, hoch über dem Häusermeer, das sich über steile Hügel ausbreitet. Für derartige Anwendungen gibt es gute ökonomische und ökologische Argumente: hohe Transportleistung bei niedrigem Energieverbrauch sowie im Vergleich mit U-Bahnen und deren aufwändiger Tunnelbohrung geringere Investitionskosten und kürzere Bauzeiten. Solche Projekte sind besonders dort interessant, wo es entweder gilt, große Höhenunterschiede zwischen Unter- und Oberstadt zu überwinden, oder wo eine dichte Verbauung zu ebener Erde keinen Platz für zusätzliche Straßen- oder Schnellbahnen bietet.

Seit die großen Skigebiete weitgehend erschlossen sind und bei den Seilbahnbauern oft nur mehr Ausbauten oder Wartung bestellt wird, hat Doppelmayr verstärkt unterschiedliche Massentransportmittel für Städte entwickelt. Beispiele finden sich in Algier und in London, in Istanbul, in Oakland oder in Venedig. Dabei hängen teils Kabinen an Seilen, teils fahren Waggons autonom auf Schienen wie der People Mover zwischen dem Parkplatz Tronchetto und der Piazzale Roma am Rand der historischen Altstadt von Venedig.

Haifa hatte bereits bisher eine Bergbahn: Carmelit-Haifa. Diese fährt allerdings – von einem Kabel gezogen – unterirdisch. Ihre Strecke führt vom Paris Square im Zentrum, nahe am Hafen, 1,8 Kilometer hinauf auf den westlichen Carmel zur Gan-Ha’em-Station in eine gartenähnliche Wohngegend, in der sich auch das Bahai-Zentrum und einige der bekanntesten Hotels befinden. Sie wurde Ende der 1950er-Jahre von einem französischen Unternehmen gebaut und später von einer Tochter der Doppelmayr-Garaventa-Gruppe modernisiert.

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