An der Universität Wien waren Juden nicht erst ab 1938, sondern schon lange vorher unerwünscht. Dem Nationalsozialismus wurde hier nicht nur nichts entgegengehalten – die Hochschule fungierte sogar als Brutstätte der Bewegung. Von Alexia Weiss
Die Nationalsozialisten vertrieben die jüdische Intelligenz aus Österreich: Das ist bis heute die allgemeine Wahrnehmung. Die Tragödie nahm aber schon weit früher ihren Lauf. Wie der Journalist und Wissenschaftshistoriker Klaus Taschwer in seinem eben erschienenen Buch Hochburg des Antisemitismus. Der Niedergang der Universität Wien im 20. Jahrhundert aufzeigt, gab es an der größten Hochschule des Landes, die heuer ihr 650-jähriges Bestehen feiert, eine erschreckende Kontinuität, wenn es um das Thema Antisemitismus ging. Schon lange vor 1938 wurde die Ernennung jüdischer Professoren verunmöglicht, namhafte Wissenschafter wie der Philosoph Karl Popper oder die Sozialpsychologin Maria Jahoda mussten sich außeruniversitär nach Möglichkeiten umsehen, um in der Forschung tätig zu sein.