Arzt mit Herz

Hausbesuche von Ärztinnen und Ärzten sind in Israel kaum üblich und meist recht teuer – das wurde in Corona-Zeiten unter anderem zum Problem für viele der oft von spärlichen Pensionen lebenden Holocaust-Überlebenden. Doktor Lee Ya’ari ist einer der Fachärzte, die sie jetzt im Rahmen eines Hilfsprojekts kostenlos in ihren eigenen vier Wänden behandeln. Seine Voluntärarbeit führt den jungen Orthopäden auch nach Afrika.

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©jgive.com
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Celina ist entzückt von dem jungen Doktor mit den blonden Locken. Sie konnte noch vor Kurzem nicht auftreten und kaum noch aus dem Bett steigen. Jeder Arzttermin wurde damit zur Qual. Mit Corona kam dann noch die Angst vor der Ansteckung in öffentlichen Kliniken dazu, und so blieben ihre wehen Beine einfach unbehandelt. Nun kommt im Rahmen der Hilfsorganisation Lema’anam (Für sie) die Klinik einfach zu ihr nach Hause. Dank dieser Initiative haben inzwischen über 800 Ärztinnen und Ärzte aus allen Fachsparten mehr als 5.000 Patient:innen behandelt. Falls nötig, bringt ein Mini-Van die nötige Ausrüstung für Röntgen, Ultraschall oder Blutabnahme ins Haus, und in der Folge können die behandelnden Ärzte gleich für die weitere Planung sorgen und etwa einen Physiotherapeuten für die Patient:innen anfordern. „Es geht alles sehr schnell und effektiv. Nachdem ich mir ein Bild von Celinas Zustand machen konnte, habe ich sofort das Röntgengerät zu ihr bestellt, und am nächsten Tag hatten wir alle Befunde fertig.“ Der junge Orthopäde Lee Ya’ari ist seit etwa einem Jahr ehrenamtlich dabei. „Ich wollte gerne einen Beitrag leisten, aber eigentlich habe damit ich ein Geschenk erhalten. Es ist unglaublich berührend und ein Privileg, dass ich diesen Menschen helfen und ihnen zuhören darf“, kommentiert er seine Arbeit bescheiden.

Das Gefühl, sein Wissen und seine Fähigkeiten Menschen zur Verfügung stellen zu wollen, die vom Schicksal weniger begünstigt sind als er, veranlasste den in Israel und den USA ausgebildeten Sportmediziner, der unter anderem die israelische Fußballnationalliga betreut, im Jahr 2019 dazu, kurzfristig auf seinen Pessach-Urlaub zu verzichten. Stattdessen flog er kurzentschlossen auf eigene Kosten mit einer Ärztedelegation nach Togo, um dort in einem Krankenhaus zu volontieren. Die Ankunft der Mediziner wurde im örtlichen Radio angekündigt, und sofort strömten Patienten der verschiedensten Altersstufen in das Spital, um eine fachgerechte Behandlung zu erhalten.

 

„Ich wollte gerne einen Beitrag leisten,
aber eigentlich habe damit ich ein Geschenk erhalten.“
Lee Ya’ari

 

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Ya’ari erinnert sich an die vielen berührenden Geschichten und Begegnungen, die er dort erlebte. Zum Beispiel jene mit Grace, der Vierjährigen mit einem durch Blount Disease völlig verkrümmten Bein. Diese Krankheit kann man in Israel schon in frühem Stadium behandeln, in nicht so entwickelten Ländern führt sie aber oft zu schweren Behinderungen: „Sie war so froh, dass ihr Bein nach der Operation wieder gerade war und streckte mir ihre ebenfalls eingebundene Hand zum ‚High Five‘ hin.“ Ein anderes Mädchen wurde von ihrer Mutter gebracht, weil sie ihre Hand in eine Maismehlmaschine gesteckt hatte. Es gibt ein Foto von der Kleinen mit dem verbundenen Arm „Der Anblick war schwer zu ertragen, aber zum Glück konnten wir ihre Handfläche wiederherstellen.“

Im nächsten Frühling soll es mit einer Gruppe von israelischen Ärzten und zig Kilogramm an medizinischer Ausrüstung auf private Initiative nach Tansania gehen, wo laut Ya’ari jedes der fünf größeren lokalen Krankenhäuser für etwa 15 Millionen Menschen zuständig ist. Er will Knowhow und Ausrüstung in die Stadt Moshi am Fuße des Kilimanjaro bringen und sein Wissen mit dem dortigen Spitalspersonal teilen. Ya’ari hofft, dass dann auch Ärzte aus Tansania die Möglichkeit haben, für einen Stage-Aufenthalt nach Israel zu kommen. Woher nimmt ein so vielbeschäftigter Orthopäde die Zeit für all diese Projekte? Die Antwort kommt spontan: „Das ist eine Frage von Prioritäten. Ich habe volle Unterstützung vom Spital und auch von meiner Partnerin, und diese Arbeit ist mir einfach enorm wichtig. Ich denke, wenn ich es diesen Menschen ermöglichen kann, eine gute Behandlung zu erhalten, dann ist das eines der wunderbarsten Dinge, die ich als Arzt tun kann.“

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