In Meran widmen sich mehrere Ausstellungen der jüdischen Geschichte Südtirols. Im Zentrum stehen die Beiträge zugewanderter Juden zum Aufbau von Tourismus und Kurbetrieb. Text und Fotos: Reinhard Engel
Manchmal kommt die Geschichte unerwartet ans Tageslicht. Als im Jahr 2001 die Bauarbeiten für das neue Kurzentrum von Meran mit dem Abriss des alten begannen, fanden sich in dessen Fundamenten heikle Bruchstücke. „Es waren Teile von jüdischen Grabsteinen, die man in den 50er-Jahren als Füllmaterial verwendet hatte“, erzählt Federico Steinhaus, der bis 2006 mehr als 40 Jahre lang die jüdische Gemeinde Meran geleitet hatte. „Der Friedhof war 1941 aufgelöst worden.“
Längst ist das moderne Kurhaus am Ufer der Passer in Betrieb. Die Kurverwaltung ließ die Grabsteine restaurieren und auf dem existierenden neueren jüdischen Friedhof aufstellen. Doch erst heuer wird die reichhaltige jüdische Geschichte Südtirols einem breiteren Publikum präsentiert. Zachor („Erinnern!“) nennt sich die Ausstellung, die Steinhaus, im Brotberuf Kaufmann, aber auch promovierter Historiker, gemeinsam mit einer italienischen Kollegin kuratiert hat. Sie widmet sich im Schloss Tirol, dem Südtiroler Landesmuseum hoch über Meran, den Beiträgen der Juden zum wirtschaftlichen und kulturellen Leben in Südtirol im 19. und 20. Jahrhundert. Ebenfalls im Schloss Tirol wird eine weitere Sonderausstellung gezeigt: Hast du meine Alpen gesehen?, die von Hohenems ausgehend bereits in Wien und München zu sehen war und sich mit jüdischem Alpinismus und der Erschließung der Berge befasst. Dann gibt es noch im Bozener Schloss Runkelstein einen Blick auf das Mittelalter in Südtirol: Simon und Sarah in Bozen. Und schließlich verweist das Touriseum, das Tourismus-Museum im Meraner Schloss Trauttmannsdorff, in seiner ständigen Ausstellung ganz besonders auf jüdische Leistungen beim Aufbau von Fremdenverkehr und Kurangeboten.