BASHERT

Der Sinn des Wortes Bashert macht das Schicksal zum Heiratsvermittler. Ob traditionell mit einem beauftragten Shadchan oder online per App: Das Ziel ist, die große Liebe zu finden.

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Der Traum von der Traumhochzeit: Dating-Apps helfen dabei, aus dem Traum den vielzitierten „schönsten Tag des Lebens“ zu machen. ©wina/canva

Der romantische Begriff „Bashert“ kommt aus dem Jiddischen und bedeutet „vorherbestimmt“. In der Welt des Datings und der Partnersuche beschreibt das Wort die Vorstellung eines „Seelenverwandten“ oder den „Schicksalspartner“ – also jene Person, die einem laut g’ttlichem Plan bestimmt ist. Eine besonders phantasievolle Idee aus der jüdischen Tradition besagt, dass bereits 40 Tage vor der Geburt eines Sohnes festgelegt wird, welche Tochter er später heiraten wird.

Shidduch-Dating ist das traditionelle System, mit dem religiöse Juden ihre Partner kennenlernen. Die Grundidee besteht darin, dass sich das zukünftige Paar über einen professionellen Heiratsvermittler (Shadchan) kennenlernt und entscheidet, ob es schließlich heiraten möchte. Der Shadchan kennt die suchenden Personen und deren Eltern und sucht nach möglichen Partnern, deren Charakter, Intelligenz, Bildungsstand, finanzielle Situation, Familien- und Gesundheitszustand, Aussehen und religiöse Ausrichtung zu den Suchenden passen.

Eine bereits seit langer Zeit bestehende Heiratsvermittlungsinstitution für alle jüdisch-religiösen Ausrichtungen ist Simantov, deren Partnervermittler und Coaches beeindruckende Qualifikationen wie Master-, PhD- und MBA-Abschlüsse mitbringen. Sie sprechen Englisch, Französisch, Deutsch, Spanisch, Russisch und Hebräisch und sind darauf spezialisiert, jüdischen Singles weltweit dabei zu helfen, ihren idealen Partner zu finden. Simantov begleitet seine Klienten Schritt für Schritt – von der ersten Kontaktaufnahme bis zum Aufbau einer erfolgreichen und glücklichen Beziehung.

Die Netflix-Serie Jewish Matchmaking hat die persönliche Partnervermittlung auf ein neues Niveau gehoben. Die Shadchan der Serie ist Aleeza Ben Shalom, die seit 2007 als jüdische Heiratsvermittlerin arbeitet. Sie beschreibt ihren Beruf als den „wichtigsten Job der Welt“. Für die NetflixSerie adaptierte sie das Modell der traditionellen orthodoxen Partnervermittlung für eine Vielzahl jüdischer Singles – von säkularen bis zu konservativen und orthodoxen Hintergründen. Für ihren Service bekommt Aleeza von ihren Klienten zwischen 1.500 und 8.000 Euro. Das formelle Shidduch-Dating wird oft als altmodisch angesehen, doch Aleeza Ben Shalom sieht darin eine zeitlose Methode, die Liebe zu finden.

Welche App es auch wird: Ziel bei fast allen ist ein Happy End unter der Chuppa. Der Weg dahin kann dabei auch sehr unterhaltsam sein und neue Freundschaften bringen. ©wina/canva

Koscher, charmant und mit Chuzpe. Jüdische Partner zu finden, ist seit langer Zeit auch über diverse Apps auf dem Smartphone möglich. Das Navigieren durch Dating-Apps kann aber sehr ermüdend sein, denn der Algorithmus zeigt nicht immer passende Partner.

Eine der bekanntesten Plattformen für jüdisches Dating ist JDate, die als eine Art Mischung aus Tinder und Synagogen-Single-Abend gilt. Auf JDate sind mehr jüdische Ehen entstanden als auf allen anderen Dating-Plattformen zusammen. Die Plattform bietet nicht nur die üblichen Profile mit Fotos und Interessen, sondern geht auch in die Tiefe durch Angaben zu religiösen Vorlieben – von Reform über Orthodox bis hin zu Konservadox (eine Wortmischung aus konservativ und orthodox). Ein Match auf einer jüdischen DatingWebsite bedeutet oft mehr als ein oberflächliches, „Hey, du siehst nett aus“. Es ist vielmehr eine Einladung, über Themen wie Klezmer-Musik und Freizeitgestaltung, aber auch Zukunftsvorstellungen zu kommunizieren.

Zwischen Tradition und Moderne. Neben klassischen Plattformen wie JDate, eHarmony, JSwipe, Zoosk und JewishCafe gibt es auch Nischen-Dating-Seiten für spezifische Ansprüche. SawYouAtSinai verbindet traditionelles Matchmaking mit moderner Technik. Dabei wird ein persönlicher physischer Partnervermittler von Algorithmen unterstützt, die passende Matches aussuchen – oft mit erstaunlicher Treffsicherheit. Der Algorithmus scheint dabei mehr über die Partnersuchenden zu wissen, als sie selbst.

In dieser Community bleibt niemand lange allein. Sie ist groß genug, um Vielfalt zu bieten,
und klein
genug, um jemandem zu begegnen,
der
den eigenen Cousin kennt.

 

Eine weiteres Nischenportal ist match, das seit 1995 Singles ab 30 mit ernsthaften Heiratsabsichten geeignete Partner anbietet.

In ihrer Funktionalität unterscheiden sich jüdische Dating-Plattformen kaum von herkömmlichen Seiten. Auch hier erstellt man ein Profil, und das System sucht nach passenden Partnern. Der entscheidende Unterschied liegt jedoch im Fokus: Jüdische Plattformen bieten eine höhere Konzentration von Mitgliedern mit ähnlichen religiösen und kulturellen Werten, was die Chancen erhöht, jemanden mit denselben Überzeugungen zu finden. Die Kosten für die Mitgliedschaft auf den Portalen variieren zwischen 30 und 100 Euro monatlich.

Die Regeln des Spiels. Auch auf jüdischen Dating-Plattformen existieren ungeschriebene Regeln. Humor ist dabei unverzichtbar: Ein Profil hat kaum Aussicht auf Erfolg, wenn es an Witzen über Bar-Mizwa-Feiern oder Israel-Reisen mangelt. Zudem spielt Vorbereitung eine zentrale Rolle: Die jiddische Mamme, die hinter dem hauptsächlich männlichen Nutzer steht, wird das potenzielle Match mit Sicherheit googeln. Deshalb ist es ratsam, eine tadellose Online-Präsenz zu präsentieren.

Happy Endings – oder fast. Wie bei jeder Online-Dating-Plattform gibt es sowohl Geschichten über Erfolge wie auch über Misserfolge sowie skurrile Erlebnisse. Einige Nutzer finden ihre große Liebe, während andere die vielen Dates als frustrierend und oberflächlich empfinden. Eines steht jedoch fest: In dieser Community bleibt niemand lange allein. Sie ist groß genug, um Vielfalt zu bieten, und klein genug, um jemandem zu begegnen, der den eigenen Cousin kennt.

Egal, ob man die große Liebe sucht oder einfach nur eine interessante Zeit erleben möchte – jüdische Dating-Plattformen bieten ein einzigartiges Erlebnis. Mit einer Mischung aus Humor, Tradition und einer Prise Chuzpe machen sie die Partnersuche zu einem unterhaltsamen Abenteuer. Und wer weiß? Vielleicht heißt es bald: „Mazel Tov, du hast deinen Bashert gefunden!“

 


©wina/canva

DATINGINFO

Jdate – die größte und bekannteste Dating-Plattform
date.com

JSwipe – für zwangloses Dating
jswipeapp.com
eHarmony – sehr benutzerfreundlich
eharmony.co.uk

JewishCafe – hat den Fokus auf jüdische
Kultur
jewishcafe.com

Zoosk – am besten für jene, die eine DatingPlattform zum ersten Mal benützen
zoosk.com

match – für Singles ab 30
uk.match.com

SawYouAtSinai – für diejenigen geeignet, die Algorithmen misstrauen
sawyouatsinai.com

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