Viele Jahre lang hat der gebürtige Welser Richard Weihs am Buch über die Geschichte seiner jüdischen Familie gearbeitet. Eine wichtige Figur ist dabei die Großtante des Autors, Henriette Weiss, die in Breitenstein am Semmering ein berühmtes Sanatorium betrieb. In seinem Buch Zertrümmerte Erinnerung am Semmering. Eine österreichisch-jüdische Geschichte dokumentierte er die bizarren Vorgänge um die Enteignung und lange verhinderte Restitution des Sanatoriums. Nun stellt er den ersten Teil dieser zeitgeschichtlichen Chronik vor:
27.11.2024, 18:30 Uhr, Jüdisches Museum Wien, jmw.at
Das letzte Mal,
dass ich bei meinen Recherchen auf etwas mich sehr Bewegendes gestoßen bin, war, als ich im Staatsarchiv auf einen Brief meiner Großtante Minna Bernstein an den „Herrn Reichskommissar für die Wiedervereinigung Gauleiter Josef Bürckel“ gestoßen bin.
Darin schildert sie, wie die SA das Sanatorium in Breitenstein am Semmering gewaltsam besetzt hat und ihr mit der Verschleppung ins KZ Dachau gedroht wurde.
Das letzte Mal,
dass ich reif fürs Sanatorium gewesen wäre, war im Jahr 2007 nach dem Abbruch des oben genannten Sanatoriums, das meine
Großtante Henriette Weiss ab 1903 errichten ließ. Ich habe damals fast ein Jahr lang geschuftet, um Schutt und Trümmer wegzuräumen.
Das letzte Mal
auf Sommerfrische war ich heuer in Breitenstein – es war aber wie immer mehr eine Art Arbeitsurlaub …
Das letzte Mal
richtig gerne Wiener war ich, als es uns gelungen ist, eine geplante Tiefgarage im Wienflußbecken unter dem Naschmarkt noch rechtzeitig zu verhindern.
Das letzte Mal,
dass mir die Stadt auf die Nerven ging, war, als Stadträtin Sima im zweiten Anlauf versucht hat, ihre allgemein unerwünschte Naschmarkthalle doch noch zu errichten – diesmal auf dem Areal des Bauernmarktes vor meinem Wiener Wohnzimmerfenster.