Erich Nuler leitet das Politik-Ressort der Gratiszeitung Heute. Im Gespräch mit wina erklärte er, inwiefern sein Judentum bei der Auswahl von Themen eine Rolle spielt – und warum auch wieder nicht. Von Alexia Weiss
wina: Welche Themen decken die Politik-Seiten von „Heute“ ab?
Erich Nuler: Politik umfasst bei uns Innen- und EU-Politik und oft auch internationale Politik, wenn es einen Österreich-Bezug gibt. Auf Grund der Kleinheit unseres Teams haben wir nicht die Möglichkeit, uns zu spezialisieren. Da ist das Bankgeheimnis ebenso ein Thema wie die direkte Demokratie, Transparenzregeln.
wina: Nach welchen Kriterien suchen Sie die Themen aus, die dann ins Blatt kommen?
EN: Wir folgen hier den klassischen Nachrichtenfaktoren, also zum Beispiel Aktualität, Brisanz, Nähe. Wobei sich das natürlich nicht so niederschlägt, wie man es im Publizistikstudium lernt. Wie viele Punkte eine Geschichte beim Thema Popularität hat, hat man irgendwann im Gespür.
wina: Spielt Ihr Judentum bei der Bewertung von Themen eine Rolle?
EN: Ja, insoferne als ja immer die eigene Persönlichkeit, die Erziehung, die Sozialisierung, das Umfeld eine Rolle spielen, wie ich etwas betrachte. Den objektiven Journalismus kann es nicht geben, solange er von Menschen gemacht ist. Natürlich schaue ich ein bisschen genauer hin, wenn ein Beschneidungsthema da ist, eben weil es mich betrifft. Eine Affinität zu Themen zu haben, ist kein Nachteil. Wenn etwas zu nahe ist, gebe ich es an einen Kollegen ab oder versuche, bewusst Distanz zu halten. Man geht also strukturiert vor, hört sich an, was die eine Seite sagt und die andere, und das wird dann berichtet, ohne Wertung.