Die Klänge von Wagner sind in Israel bis heute weitgehend unerwünscht. Ein Tabu, das emotional diskutiert wird. Dabei wird gerne übersehen, dass sich neuerdings die zeitgenössische deutsche Kultur größter Beliebtheit erfreut. Nachrichten aus Tel Aviv von Gisela Dachs
Ab und zu flammt in Israel die Wagner-Kontroverse auf
Dann gibt es wie jedes Mal ein großes Interesse in den deutschen und ein bisschen kleineres in den hiesigen Medien. Es wirkt dann immer so, als würde auf diese Weise erneut die Temperatur des Verhältnisses zu Deutschland und zur deutschen Kultur gemessen. Wie gerade wieder anlässlich des Konzertabends, der am 18. Juni in einem Auditorium der Tel Aviver Universität anberaumt worden war. Zwei Tage zuvor wurde er wieder abgesagt. Aus Respekt vor Schoa-Überlebenden, deren Organisationen gegen den Tabubruch protestiert hatten. Solange es hier Menschen gebe, deren Gefühle durch das Spielen dieser Musik verletzt würden, müsse man Rücksicht nehmen, lautete die Begründung. Das ist nur verständlich und eine Haltung, die sich im gesamten politischen Meinungsspektrum wiederfinden lässt. Auch der ehemalige linke Abgeordnete Yossi Beilin pflichtete bei, indem er argumentierte, dass ein solches Konzert weder zur Meinungsfreiheit noch zur Wahrung universeller Werte und Menschenrechte beitrage, sondern vielen guten Menschen nur Kummer bereite. Die geplante Aufführung könne man ruhig um zwanzig Jahre verschieben.