Neben vielen anderen gefährlichen Entwicklungen in Ungarn kommt es auch zu einer freundschaftlichen Annäherung Budapest–Teheran. Diese Freundschaft ist von bescheidenem ökonomischen Nutzen – und damit umso besorgniserregender. Von Stephan Grigat
Neben der offenen Hetze gegen Juden, Roma und Homosexuelle, die immer wieder zu gewalttätigen, mitunter auch tödlichen Angriffen führt, ziehen Politiker der in der Tradition der nationalsozialistischen Pfeilkreuzler stehenden Jobbik regelmäßig vollkommen unverklausuliert gegen Israel zu Felde. Beispielsweise fordern sie, Ungarn dürfe kein „zweites Palästina werden“, wie es die Spitzenkandidatin für die Europaparlamentswahlen 2009, Krisztina Morvai, formulierte. Parteichef Gábor Vona verglich den Erfolg seiner Partei mit dem „Triumph palästinensischer Partisanen gegen israelische Helikopter“, und Morvai attackierte Israelis als „verlauste, dreckige Mörder“, denen sie die Hamas an den Hals wünscht, und empfahl den „liberal-bolschewistischen Zionisten“ in Ungarn, sich zu überlegen, „wohin sie fliehen und wo sie sich verstecken“ werden. Auch in den Auseinandersetzungen Ungarns mit der EU schlägt offener Antisemitismus und der Hass auf Israel immer wieder durch, etwa wenn in einer der Regierungspartei Fidesz nahe stehenden Zeitung dem „Imperium Europa“ ein „Blutritualmord am Nationalstaat“ attestiert wird, oder wenn auf gemeinsamen Demonstrationen von Jobbik, Fidesz und anderen rechtsgerichteten Gruppierungen die EU als „verjudete Gemeinschaft“ und „zionistisch fremdbestimmt“ attackiert wird oder von einer „Achse Tel Aviv–New York–Brüssel“ die Rede ist. Vor diesem Hintergrund ist es alles andere als verwunderlich, dass das iranische Regime, das Israel ein ums andere Mal mit der Vernichtung droht und redlich bestrebt ist, sich die entsprechenden Mittel zu beschaffen, die Entwicklungen in Ungarn mit großem Wohlwollen verfolgt.
Aggressiv, rassistisch, absurd
Die von den deutschen Unionsparteien und der ÖVP hofierte Fidesz-Regierung tritt nicht nur im Innern des Landes ausgesprochen forsch auf, sondern betreibt auch eine aggressive Außenpolitik. Neben einer Instrumentalisierung der in den Nachbarländern lebenden „Auslandsungarn“ werden im Rahmen eines obskuren rassentheologischen „Turanismus“, der zum ideologischen Leitbild der gegen Osten orientierten neuen ungarischen Außenpolitik wurde, nicht nur die Gemeinsamkeiten der Magyaren mit den „zentralasiatischen Völkern“ in Kasachstan, Kirgisistan, Usbekistan und Turkmenistan beschworen, sondern auch mit dem Iran.