„Die Zeit der starken Preissteigerungen ist vorbei“

Natalie Levon ist Interior Designerin in Tel Aviv mit Wiener Wurzeln. Ihre Kunden sind vorwiegend Europäer.

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© Reinhard Engel

Wina: Sie wurden als Tochter einer Wienerin und eines Parisers in Israel geboren. Wie kamen Sie zur Innenarchitektur und zum Design?
Natalie Levon: Ich bin in mehreren europäischen Ländern und auch in Asien aufgewachsen. Interior Design habe ich in Brüssel und London studiert und dann einige Jahre für ein französisches Interior-Design-Unternehmen in Hanoi gearbeitet. Aber ich wollte nicht immer unterwegs sein, sondern mir einen Ort zum ständigen Leben suchen, einen Ort, den ich Heimat nennen kann. Das wurde dann Tel Aviv.

Und Sie haben sich gleich selbstständig gemacht?
❙ Nein, mein eigenes Unternehmen, IGUL by Nathalie Levon, gibt es erst seit Anfang 2019. Davor habe ich für Baranowitz Kronenberg und für Studio Orko gearbeitet, sowohl an Privatwohnungen wie auch an Firmenprojekten.

Was sind heute Ihre Projekte?
❙ Vor allem die Ausstattung von luxuriösen Privatwohnungen und Häusern.

Wer sind dabei Ihre Kunden? Israelis oder Europäer, die nach Israel einwandern oder dort eine Ferienresidenz einrichten?
❙ Ich würde sagen, 70 Prozent sind Europäer. Manche leben schon einige Jahre hier, manche haben sich erst kürzlich für einen Zweitwohnsitz in Israel entschieden. Ich kann mich deshalb so gut auf sie einstellen, weil ich einen ähnlichen Prozess durchlaufen habe. Der Unterschied ist, dass ich inzwischen den lokalen Markt sehr gut kenne und daher meine Kunden professionell begleiten kann. Außerdem spreche ich neben Hebräisch noch Deutsch, Englisch und Französisch fließend.

»Um eine hohe Qualität zu erreichen, muss man die richtigen Handwerker kennen.«
Natalie Levon

Wie kompliziert ist diese Arbeit, etwa beim Bestellen von hochwertigen Materialien und Ausstattungen?
❙ Technisch gesehen bekommt man alles in Israel, auch wenn viele Anbieter die Waren dann importieren. Das ist allerdings recht teuer, etwa 30 Prozent teurer als in Europa, überdies ist die Vielfalt beschränkt. Es ist kein Problem, die Sachen selbst zu importieren, ein Container braucht etwa einen Monat. Ich würde den Kunden auch empfehlen, alles zusammen in Europa zu kaufen und dann zu verschiffen.

Wie steht es um die Qualität der lokalen Handwerker? Darüber hört man immer wieder Klagen von Österreichern mit Wohnungen in Israel.
❙ Diese ist keine Selbstverständlichkeit. Um eine hohe Qualität zu erreichen, muss man die richtigen Handwerker kennen. Aber ich kann sagen, in den letzten fünf Jahren habe ich eine Verbesserung feststellen können.

Was ist Ihre Wahrnehmung vom Immobilienmarkt in Israel? Ist er schon überhitzt? Beginnen die Preise bereits zu fallen, oder geht es immer noch nur nach oben?
❙ Das Jahrzehnt der starken Steigerungen ist vorbei. Zwischen 2009 und 2017 hat es jährlich Preissteigerungen von acht Prozent gegeben, jetzt betragen diese ein bis zwei Prozent. Inzwischen ist auch von Regierungsseite zusätzliches Bauland auf den Markt gekommen, das hat zur Preisstabilisierung beigetragen. Darüber hinaus gibt es eine größere Auswahl bei hochqualitativen Bauprojekten, den Zugang zu mehr Lieferanten, und der Markt bietet auch beim Design breitere Alternativen.

igulbynl.com

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