Anne Landsmans Familienroman aus dem jüdischen Südafrika: Abgesang auf einen Vater in zwei Stimmen. Von Alexander Kluy
Merkwürdig, wie verschlungen manchmal die Wege der Literatur sind. Da ist der Roman Wellenschläge der südafrikanischen Jüdin Anne Landsman, die seit Längerem in New York lebt, bereits 2007 erschienen. Und erst jetzt gibt es die großartige Übersetzung Miriam Mandelkows zu lesen. Hieß das Buch im Original The Rowing Lesson, wörtlich: die Ruderlektion, so nun auf Deutsch Wellenschläge. Was nicht nur in erster Anmutung poetischer ist, sondern in zweiter viel präziser. Denn wie ans Ufer sanft anbrandende Wellen ist dieses Buch dramaturgisch-erzählerisch angelegt.
Rassistisches, antisemitisches Südafrika
Es geht um Erinnerung, um Geschichte, um Historie im Großen wie im Kleinen, en gros und en détail, vor allem um eine Tochter, Betsy, die in New York als Malerin mit ihrer Familie lebt, und ihren Vater Dr. Harold Klein, der mehr als 40 Jahre als Landarzt in der westlichen Kapprovinz, auf halber Strecke zwischen Kapstadt und Port Elizabeth, praktizierte und nun, es ist kurz vor dem Jahr 2000, nach einem Sturz und einer misslungenen Schulteroperation im Koma liegt, aus dem er vielleicht nicht mehr erwacht, weshalb seine Familie, Frau Stella, Tochter Betsy und Sohn Simon, sich im Spital versammelt hat.