Douglas Rushkoff beschreibt sich selbst als einen marxistischen Medientheoretiker und ist einer der prominentesten und einflussreichsten Medienkritiker, Kulturtheoretiker und Publizisten. Als 2022 sein Buch Survival of the Richest erschien wurde er weltbekannt. Er beschreibt darin seine Begegnung mit fünf Milliardären, die ihn in ein Luxusressort einluden und dort zu Überlebensstrategien und Zukunftsszenarien befragten. Der Anlass für diesen Informationsaustausch war, wie diese überreichen Männer einen Systemkollaps am besten überleben und sich vor Angriffen aus der Gesellschaft schützen können. Rushkoff sieht sich nach diesem Gespräch darin bestätigt, dass Nutzer sozialer Medien von den CEOs dieser Plattformen als Masse gesehen werden, die sie im Falle einer Klimakatastrophe oder einer sozialen Krise möglichst rasch hinter sich lassen wollen. Sie fragten Douglas Rushkoff unter anderem, ob Alaska oder Neuseeland der bessere Standort für einen Überlebensbunker sei.

Der Medientheoretiker Rushkoff beobachtet seit vielen Jahren die gesellschaftlichen Veränderungen, die durch die Internetrevolution hervorgerufen wurden, und er hat die Begriffe „viral gehen“ und „digital natives“ geschaffen. In seinen Publikationen kritisiert und warnt er davor, dass Milliardäre wie Elon Musk oder Peter Thiel zunehmend in die Politik eingreifen, und entwirft aus dieser Entwicklung ein Zukunftsbild, das von Angst und Größenwahn geprägt ist. Befeuert wird diese Entwicklung, die eine Gesellschaft aus „Dominierenden und Dominierten“ zeichnet, durch die zunehmende Entfremdung der Menschen von ihren sozialen und spirituellen Wurzeln.
Douglas Rushkoff wurde 1961 in New York City geboren. Er wuchs in einer jüdischen Familie auf, die ihn kulturell und intellektuell stark prägte. Seine Mutter war als Psychiaterin im Sozialwesen tätig, sein Vater hatte die Leitung eines Krankenhauses inne. Bereits als Schüler zeigte Rushkoff großes Interesse an Medien, Technologie und deren gesellschaftlichen Auswirkungen. Er beendete sein Studium der Kunstwissenschaft an der Princeton University mit Magna Cum Laude. Anschließend promovierte er im Bereich Neue Medien an der Universität Utrecht in den Niederlanden. Er lehrte an mehreren Universitäten und ist heute Professor für Medienwissenschaften am Queens College der City University of New York, wo er sich mit der Wechselwirkung zwischen Medien, Technologie und Gesellschaft auseinandersetzt. Sein Bestreben ist es, Medienkompetenz in technischer wie in ethischer und politischer Hinsicht zu vermitteln.
Rushkoff plädiert für ein neues Denken in Gemeinschaft,
für Kooperation statt Konkurrenz,
für Empathie statt Effizienz.
Douglas Rushkoff ist ein scharfer Kritiker des Neoliberalismus und der wachstumsorientierten Marktlogik, die er als wesentlichen Grund für die sozialen, ökologischen und psychologischen Probleme unserer Zeit sieht. In seinen Arbeiten warnt er davor, dass mächtige Technologieunternehmen wie Google, Amazon oder Facebook zunehmend die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen definieren, die sich nicht über demokratische Prozesse entwickeln, sondern durch Algorithmengesteuerte Marktprozesse.
In seinem 2016 erschienenen Buch Throwing Rocks at the Google Bus stellt er die These auf, dass die digitale Ökonomie nicht primär durch Innovation geprägt ist, sondern auf Ausbeutung und Monopolisierung basiert. Er kritisiert, dass technologische Plattformen vor allem dazu dienen, den Kapitalfluss von vielen Nutzern zu wenigen Investoren umzuleiten. Für Rushkoff ist Digitalisierung weder grundsätzlich positiv noch negativ – entscheidend ist, wem sie dient und wer sie kontrolliert.

Modernes Manifest zur digitalen Gegenwart. Mit Team Human veröffentlichte Rushkoff eines seiner zugänglichsten und zugleich radikalsten Werke. Es ist nicht als klassisches Sachbuch geschrieben, sondern als eine Sammlung von 100 kurzen Essays oder Thesen, die wie ein modernes Manifest wirken. Jeder Abschnitt beleuchtet eine Facette der digitalen Gegenwart – von künstlicher Intelligenz über soziale Netzwerke bis hin zu Wirtschaft und Bildung. Rushkoff fordert dazu auf, sich den Entfremdungsprozessen der digitalen Welt entgegenzustellen, und plädiert für ein neues Denken in Gemeinschaft, für Kooperation statt Konkurrenz, für Empathie statt Effizienz.
Menschliche Beziehungen, so seine zentrale These, seien das einzige Mittel, um dem destruktiven Individualismus und der ökonomischen Fragmentierung unserer Zeit zu begegnen. Der Mensch sei ein soziales Wesen, geprägt durch Kooperation, Fürsorge und Empathie – Eigenschaften, die im derzeitigen System eher als Schwäche gelten. Die Strukturen des digitalen Kapitalismus fördern Vereinzelung, Konkurrenzdenken und Abhängigkeit. Algorithmen sind nicht neutral – sie sind so programmiert, dass sie unsere Aufmerksamkeit fesseln, unser Verhalten vorhersagen und kommerzialisieren.
Er fordert dazu auf, sich den Entfremdungsprozessen
der digitalen Welt entgegenzustellen.
Douglas Rushkoff ist weit mehr als ein Wissenschaftler – er ist ein bedeutender Intellektueller, der seine Gedanken in Büchern, Artikeln, Vorträgen und Podcasts einem breiten Publikum vermittelt. Sein Podcast Team Human zählt zu den bekanntesten Formaten, die sich mit Gesellschaftskritik und Digitalphilosophie beschäftigen. Er spricht mit Aktivisten, Künstlern, Unternehmern und Visionären über neue Wege des Zusammenlebens in einer zunehmend technisierten Gesellschaft.

Penguin 2016, 248 S., € 19,99
In einer Zeit, in der technologische Entwicklungen oft unreflektiert als Fortschritt gelten, präsentiert Douglas Rushkoff eine dringend benötigte kritische Perspektive – ohne technophob zu sein, aber stets mit dem Menschen im Mittelpunkt. Sein Einfluss reicht weit über die akademische Welt hinaus. Seine kritische Gesellschaftsanalyse inspiriert Aktivisten, Künstler, Unternehmer und Technologen gleichermaßen, über die ethischen und politischen Dimensionen ihres Tuns nachzudenken.
Am Ende seines Treffens mit den fünf anonymen Milliardären wurde Douglas Rushkoff von ihnen gefragt, wie sie die Loyalität ihres Sicherheitspersonals gewährleisten könnten, falls der Tag des Untergangs käme und alle Systeme zusammenbrechen. Rushkoff riet ihnen, bereits vorher nett und aufgeschlossen gegenüber den Angestellten und ihren Familien zu sein. Die Milliardäre schlossen daraus, dass sie dann nicht nur zu einzelnen nett sein würden, sondern irgendwann zu allen. Das, so meinte Douglas Rushkoff, würde dann vielleicht auch verhindern, dass die Apokalypse eintritt.























