Editorial

„Das Glück besteht darin, zu leben wie alle Welt und doch wie kein anderer zu sein.“ Simone de Beauvoir

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Georg Haber (1938 –2019) © Daniel Shaked

Wir sehen uns nächste Woche“, sagte er, wie jeden Mittwoch und ging. Doch dieses Mal kam er am folgenden Mittwoch nicht mehr. Er wird an keinem Mittwoch mehr kommen. Denn DI Georg Haber, Geschäftsführer unseres Verlages und so viele Jahre Mentor und Freund, ist wenige Tage später tödlich verunglückt.

Nicht einatmen, nicht ausatmen, nicht hören wollen, nicht glauben können. Nicht!

Georg und ich haben einander kennengelernt, als er kaufmännischer Direktor des Jüdischen Museums war und ich gerade mit 18 Jahren aus Israel zurückkam. Er war still, geduldig und schätzte die Begeisterung, die ich schon bald für die Arbeit entwickelte. Georg las, und er las viel und in jeder Lebenslage. Er liebte die Kunst, seine Arbeit und schätzte seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. All das zeigte er stets auf seine stille, zurückhaltende, aber wertschätzende Art. Als Gegenüber fühlte man sich geehrt, wenn er einem zulächelte, oder spitzbübisch die Augenbraue hob.

Aber mehr als alles andere liebte Georg seine Familie, erzählte stolz von seinen drei Kindern (die ich später auch kennenlernen durfte und seinen Stolz verstand) und den zahlreichen Enkeln. Und er war seiner Frau Elli bis zu ihrem Tod, vor knapp zwei Jahren, ein liebender und fürsorglicher Ehemann. Sie waren ein Paar wie man es sich das als Kind für die Zukunft erträumt. Gemeinsam waren sie Stützen und Integrationsfiguren der jüdischen Gemeinde Wiens, haben das Kulturleben der Gemeinde aufgebaut und waren auf ihre unaufgeregte, aber resolute Art stets sozial engagiert. Und sie waren allem voran gute Freunde, bei denen man immer und bei allen Wehwehchen offene Türen und Ohren.

Als Georg bereit war, gemeinsam mit mir WINA ins Leben zu rufen, hätte ich nicht stolzer sein und mir dafür keinen besseren „stillen Partner“ vorstellen können. Beinahe acht Jahre lang war er eine Stütze, hat mich mit Ideen und Ratschlägen beschenkt, mit seinem ewigen Optimismus immer wieder aufgebaut und wöchentlich mit Artikeln, Büchern und Anekdoten versorgt. Viele liegen noch ungelesen auf meinem Redaktionsschreibtisch gestapelt.

Ich werde sie lesen. Auch wenn ich sie dann nicht mehr mit dir besprechen kann. Aber ich werde sie, lieber Georg, mit großer Dankbarkeit zu Rate ziehen, und ich werde unsere gemeinsame Arbeit, so wie du es mir beigebracht hast und so gut es mir ohne dich möglich ist, in deinem Sinne fortführen.

Ein ewiges Toda Raba Dir – für die gemeinsame Zeit, dein Vertrauen und deine tiefe Freundschaft.

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