Wina Editorial

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Während wir in der Früh gemütlich unser Frühstück zu uns nehmen und die Nachrichten am Bildschirm durchscrollen, regnen die Raketen auf die israelische Bevölkerung nieder, die versucht zwischen Alltag und Schutzraum ihr Leben weitgehend normal weiter zu leben. Ein Satz, den wir in den letzten Jahren allzuoft hätten schreiben können, ist doch die letzte Gaza-Offensive noch keine zwei Jahre her. Und das Murmeltier des Nahen Ostens läßt wieder grüßen.

Ich stelle mir vor, wie es wäre, meinen Sohn in Ashkelon, Ashdod oder in Jerusalem in den Kindergarten zu bringen, in die Arbeit zu gehen und bei jedem Alarm zu hoffen, dass ich ihn auch noch heil abholen kann.

Doch diese Emotionalität, diese menschliche Seite ist vielen Journalisten, selbsternannten Nahostexperten und von der Sensation abhängigen Medien immer noch fremd. Es sei ihr gutes Recht. Doch warum entdecken sie ihre Menschlichkeit gleich, nachdem sie die Grenzen nach Gaza überschreiten und die Auswirkungen der terroristischen Aktionen der Hamas vor Ort miterleben. Denn, den Krieg hat nicht Israel begonnen, nicht diesen und nicht die vielen anderen davor. Obwohl die israelische Innen- und Außenpolitik immer wieder Schritte setzt, die den Konflikt nicht beruhigen, so sind sie übereingekommen, die Friedensverhandlungen immer wieder neu aufzunehmen und zu versuchen, doch haben sie gleichzeitig auch die Verpflichtung, ihre Bevölkerung vor Terror zu schützen und das Land zu verteidigen.

Doch was ist geschehen zwischen Wolkensäule (2012) und Fels in der Brandung (2014)?:

Unzählige Raketen sind auf Israel abgefeuert worden, auch während die internationale Mediengemeinschaft nicht hingeschaut hat, während sie mit Bankenkrisen, Wikileaks oder mit der Nichtbeachtung und Unterschätzung aller anderen Gefahrenherde der Welt beschäftigt war.

Unzählige Raketen sind auf Israel abgefeuert worden, auch während die europäische Politik mit Catherine Ashton an der Spitze damit beschäftigt war, Boykotte gegen Israel zu erwirken und fortwährend die Siedlungspolitik Israels zu kritisieren.

Unzählige Raketen sind auf Israel abgefeuert worden, auch während Abbas den Terroristen der Hamas die Hand reichte, die Friedensverhandlungen unmöglich machte und damit auch und vor allem die eigene Bevölkerung erneut in Geiselhaft einer Organisation führte, die den Rückhalt der Muslimbrüderschaft verlor und nun ums Überleben kämpft. Und wer ums Überleben kämpft, hat nichts zu verlieren, feuert und stellt die eigene Bevölkerung als lebendige Schutzschilde auf die Dächer.

Unzählige Raketen sind auf Israel abgefeuert worden, auch während Menschenrechtorganisationen Israel fortwährend verurteilt haben, die UNO Resolutionen gegen Israel erlassen hat und sog. linke Intellektuelle den jüdischen Staat als kapitalistischen Agressor verurteilt haben.

Und erneut sind unzählige Raketen auf Israel abgefeuert worden, während diese Zeilen entstanden, denen nun manche eine gewisse Verbitterung und eine Portion parteische Anteilnahme vorwerfen werden. Es sei ihnen unbenommen. Obwohl ich überzeugt bin, dass die Anteilnahme für die israelische Seite nicht automatisch die Ignoranz gegenüber dem Leid der  palästinensischen  Seite generiert: Denn jedes Kind, das unschuldig in einem sinnlosen Kampf stirbt, ist die ausgelöschte Zukunft für eine friedlichere, eine bessere Welt und ein unüberwindbarer Verlust in der Seele seiner Familie.

Israelische Jugendliche sind entführt und ermordet worden, ihr Tod wurde bestialisch vergolten. Im Unterschied der Reaktionen der beiden Seiten auf diese Ereignisse liegt auch eine Erklärung für den unlösbaren Konflikt. Eines Tages wird wohl der Aufschrei zur Beendigung des Krieges und des Leids endlich auch von der palästinensischen Seite kommen. Und wenn das geschieht, können endlich Friedensstifter die Wunden heilen und Vertrauen aufbauen.

Wenn ich Ihnen und mir etwas wünschen darf für den Sommer, so wünsche ich nicht nur diesen Aufschrei, sondern auch Ausgewogenheit in der Weltöffentlichkeit. Ich wünsche uns fundierte Informationen in den internationalen Medien und kluge Analysen aus der Vogelperspektive, die dem Nahen Osten einen Hoffnungsschimmer aufzeigen können. Ich wünsche uns, dass Kinder ihre wohlverdienten Sommerferien nicht in Bunkern und Schutzräumen, sondern unbeschwert am Strand verbringen können und dass diese Operation, die letzte wäre! Doch Wünsche sind nie klug. Das ist sogar das beste an ihnen. (Charles Dickens)
 

Von Julia Kaldori

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