Ein Mühlviertler in Tel Aviv

Der österreichische Start-up-Gründer und Investor Armin Sageder erzählte bei einer Veranstaltung der Österreichisch - Israelischen Handelskammer AICC über seine Erfahrungen in Israel und wo er die größten Chancen für künftige Zusammenarbeit mit österreichischen und deutschen Unternehmen sieht.

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Armin Sageder ist international erfahrener Start-up- Experte. Er kennt die Stärken aller Seiten. Und weiß sie optimal zusammenzubringen. Foto: Reinhard Engel

Am Anfang, wenn die Anwälte und Buchhalter gesprochen haben, ist es auf Englisch sehr zivilisiert her gegangen. Aber sobald ein größeres Problem aufgetreten ist, sind sie ins Hebräische übergewechselt, und dann ist es laut geworden. Ich habe manchmal gedacht, die bringen sich gegenseitig um.“

Armin Sageder, ein österreichischer Start-up-Gründer und Investor, hat diese Erfahrung nicht nur einmal gemacht, und auch die anschließende schnelle Versöhnung, nachdem das Problem gelöst worden war – so als wäre nichts gewesen. Er saß als einziger nicht Hebräisch Sprechender am Board eines der größten internationalen Wettanbieter, Playtech, in Tel Aviv, und das vier Jahre lang.

„Wir können von den Israelis sehr viel bei Technologieanwendungen, beim internationalen Marketing und beim Größerdenken lernen.“

Sageder hatte 2016 die Mehrheit der von ihm gegründete Best Gaming Technology um 138 Mio. Euro an Playtech verkauft. „Zuerst wollten sie mit uns konkurrieren, aber das haben sie nicht geschafft. Dann war ihr Chef, Teddy Sagi, mit seiner ganzen Entourage in Wien. Im Fischrestaurant Kornat hat er dann zu mir gesagt: ,I want you, now.‘“

Sageder verkaufte damals 90 Prozent seines Unternehmens und verpflichtete sich, drei Jahre lang im Board von Playtech die Integration voranzutreiben. Daraus sollten dann vier Jahre werden, und er gab schließlich auch die letzten zehn Prozent ab. Die Besonderheit seiner Best Gaming Technology war die schnelle Berechnung komplexer Sportwetten- Kombinationen; Playtech wiederum kam ursprünglich aus dem Bereich Online-Casino, erkannte aber die internationalen Wachstumschancen des liberalisierten Sportwetten-Marktes.

Best Gaming war nicht die erste Gründung, die Sageder gut verkaufen konnte. Zuvor hatte er das anonyme Bezahlsystem PaysafeCard entwickelt. Dieses notiert mittlerweile an der New York Stock Exchange und wird mit elf Mrd. USD bewertet.

Sageder, ein gebürtiger Mühlviertler, ist gelernter Physiker. Er studierte in Österreich und in den USA und machte sein Doktorat in Genf beim internationalen Forschungsprogramm Cern. „Das ist die größte je von Menschen gemachte Maschine, mit einem Durchmesser von mehr als 30 Kilometern“, erzählt er. Dann folgten einige Jahre beim österreichischen Maschinen- und Anlagebaukonzern VA Tech, bis er sich mit seinem elektronischen Bezahlsystem in die Selbstständigkeit wagte.

Auch nach dem Ausstieg aus Playtech ist ihm nicht langweilig geworden. Inzwischen hat Sageder ein ganzes Portfolio aus neuen Unternehmen aufgebaut, einerseits im Bereich Industrie-Automatisierung, anderseits im Feld der Energie- Erzeugung und des Energie-Managements. „Schließlich bin ich ja gelernter Physiker, und ich wollte immer schon die Energieprobleme der Welt lösen.“ Eine der Firmen bietet etwa kleine Heizsysteme an, die gleichzeitig Strom erzeugen. Eine andere bietet Betrieben und Haushalten sekundengenaues Strom-Management an, mit dessen Hilfe eigene Solaranlagen optimal nutzbar sind und man möglichst wenig teuren Strom aus dem Netz zukaufen muss.

Gefragt, wo er die größten Chancen für die Zusammenarbeit von Israelis und Unternehmen aus Mitteleuropa sieht, kommt schnell eine klare Antwort: „Die Israelis haben Nachholbedarf im industriellen Produktionsbereich. Da sind wir in Österreich und Deutschland sehr gut, mit einer Industriequote von 20 Prozent. Und wir können von den Israelis sehr viel bei Technologieanwendungen, beim internationalen Marketing und beim Größerdenken lernen. Davon könnten beide Seiten profitieren.“

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