IKG-Ehrenpräsident Ariel Muzicant bat Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg zum Gespräch über viele gemeinsame Jahre des Engagements für die Wiener jüdische Gemeinde. Das Ergebnis: viele gemeinsame Erinnerungen und Errungenschaften.
Ariel Muzicant: Wie fängt man ein Gespräch mit jemandem an, den man bereits aus der Sandkiste kennt und mit dem man sehr viel gemeinsam gemacht hat? Ich beginne einmal so: Wir sind fast gleich alt. Wir waren beide in der Bnei Akiva, wo du auch Madrich warst.
Paul Chaim Eisenberg: Ja, ich bin durch meinen seligen Vater und seine Erziehung, die religiös und gleichzeitig zionistisch war, zur Bnei Akiva gekommen. Bei mir war es ein bisschen anders als bei den anderen, denn die meisten haben mit 15, 16, 17 die Bewegung verlassen. Ich bin länger geblieben, weil es mich interessiert hat, weil ich nicht nur wie andere Kinder konsumiert habe, sondern auch Madrich war. Ich habe das sehr geliebt. Das hat mich dann auch dazu geführt – das kann ich jetzt sagen, damals war es mir peinlich –, dass ich mein Mathematikstudium abgebrochen und begonnen habe, den Rabbiner anzustreben. Ich habe in Israel studiert und kam dann mit einer Frau, mit meiner Frau, zurück nach Wien. Es ist für einen Rabbiner, (in Richtung der anwesenden katholischen Würdenträger, Anm.) anders als für einen katholischen Bischof, wichtig, eine Frau zu haben, sowohl für seine Rolle in der Gemeinde – wie auch privat. (Gelächter) Für die Gemeinde ist es nämlich so, dass die Frau des Rabbiners zwar keinen Vertrag hat, aber sie betreut in der Synagogengemeinde Frauen im alltäglichen und im religiösen Leben.