Exotische Aromen, Salzburger Würste

Israelische Unternehmen sind auch in weniger glamourösen Nischen international erfolgreich, etwa Frutarom in der Lebensmittelindustrie.

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Hightech, Rüstung, Medizintechnik, Bewässerung. So lautet die global bekannte Bestenliste der israelischen Wirtschaft. Auf den ersten Blick. Denn es gibt durchaus interessante Unternehmen, die sich auf ganz andere Nischen spezialisiert haben, und das wegen des kleinen Heimmarktes gleich in zahlreichen Ländern.
Frutarom ist so ein Beispiel. Begonnen hat es 1933 bei Haifa, damals noch als Frutarom Palestine. Die zwei Gründer, Yehuda Araten and Maurice Gerzon, kamen aus den Niederlanden. Unterstützung erhielten sie von Chaim Weizmann, dem späteren israelischen Staatspräsidenten, der selbst studierter Chemiker war. Die Grundidee von Frutarom hat sich bis heute weitgehend gehalten: aus aromatischen Pflanzen und Blüten Duftstoffe und Essenzen zu destillieren und für die Lebensmittelproduktion zu verwenden.
Freilich drehen die heutigen Frutarom-Manager wesentlich größere Räder. Denn erst wurde das Unternehmen selbst übernommen: 1952 durch die damalige Electrochemical Industries in Israel, 1973 durch die US-amerikanische Gruppe ICC Industries. Seit 1996 notiert das Unternehmen an der Tel Aviver Börse, seit 2005 zusätzlich in London.
Mit dem zunehmenden Unternehmenserfolg sowie den kräftigen Finanzmitteln von den Aktionären ging Frutarom auf internationale Einkaufstour – nach Europa, Amerika und Asien. Heute bezeichnet sich der Konzern als eines der zehn weltweit größten Unternehmen, das Geschmacks- und Duftstoffe erzeugt. Von der Zentrale in Haifa aus verwaltet das Management Tochterunternehmen in 120 Ländern, 2.700 Beschäftigte erzielten 2015 einen Umsatz von 872 Mio. Dollar.

Team Inspiration. Christian Berger, Manfred Klein und Philipp Kohlweg von Wiberg halten Seminare über Geschmack und Genuss. © Frutarom

Frutarom ist auch in Österreich fest verankert. Im Jahr 2016 haben die Israelis das Salzburger Familienunternehmen Wiberg übernommen, einen traditionellen Gewürzhersteller für die Gastronomie und Lieferanten von Zutaten sowie Wursthüllen für Fleisch- und Wursterzeuger. Schon vorher hatte Frutarom in Deutschland mehrere Gewürzmühlen aufgekauft. Wiberg war von Wilhelm und Helene Berger 1947 in Stuhlfelden im Pinzgau gegründet worden und später nach Salzburg übersiedelt. Das Unternehmen wuchs und expandierte, etwa zunächst über die Grenze ins nahe Bayern.
Die Frutarom Savory Solutions Austria, die aus Wiberg hervorging und deren Marke weiterverwendet, hat die Zentrale in Salzburg belassen und setzte 2015 immerhin 158 Mio. Euro um, die Exportquote betrug schlanke 83 Prozent, beliefert werden Kunden in 79 Ländern. Das Angebot ist breit: Es beginnt bei Gewürzen, Kräutern, Gewürzmischungen, Essigen, Ölen und Marinaden für die Gastronomie, geht über Gewürzspezialitäten, Zutaten und Verpackungen für Lebensmittelproduzenten bis hin zu ganzen Konzeptionen – von der Produktentwicklung bis zur Verpackung und Vermarktung. Es gibt Zertifizierungen für spezielle Kundengruppen – von bio bis halal –, und allein die regionale Tochtergruppe von Frutarom verfügt über zahlreiche eigene Niederlassungen zwischen Russland, der Schweiz und Kanada.

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