Falafel mit Schärfe

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Shelanu nennt sich der neue koschere vegetarische Imbiss im 2. Bezirk. Auch ein überschaubares Angebot kann köstlich sein.

Gleich zwei Portionen Falafel hat jeder von ihnen gegessen, so gut hat es ihnen geschmeckt“, erzählt Eliyahu Sadikov. Dabei waren die beiden Gäste nicht gerade typisch für seinen koscheren Imbiss in der Rotensterngasse, einen Block von der Taborstraße. „Es waren Ägypter, und hergeschickt hat sie ein österreichischer Student.“

„Ich habe als Bub viel Zeit bei meiner Groß-mutter in der Küche in Israel verbracht.“

Sadikov trägt eine Kippa, und zu seiner Kernklientel zählen eher die frommeren Juden des zweiten Bezirks. „Anderswo in Wien hätte ich mich vielleicht nicht getraut aufzusperren. Ich halte ja den Schabbat und die Feiertage ein.“ Aber seit dem Start im Frühjahr hat sich zusätzlich bereits eine Stammkundschaft nichtjüdischer Genießer herausgebildet. „Wir liegen nicht auf einer Hauptstraße“, erklärt seine Frau Anat, „deshalb muss man bewusst herkommen.“

Shelanun2EngelShelanu ist eine blitzsaubere, fast schicke Falafel- und Saftbar mit acht Sitzplätzen, vier an Tischen, vier mit hohen Hockern an Wandboards. Scharf grüne Fliesen und Tapeten mit grünen Pflanzen weisen auf das vegetarisch-vegane Angebot hin. Das Koscherzertifikat ist an einer Seitenwand unübersehbar aufgehängt. Und das verschnörkelte Muster im Boden bezieht sich auf den orientalischen Charakter der Speisen. „Uns hat eine befreundete Designerin aus Israel geholfen, Yael Cohen“, erzählt Anat Sadikov. „Am Anfang waren uns die Entwürfe zu gewagt, aber dann haben wir uns doch getraut.“

Die Falafelbällchen wie die dazugehörigen Salate sind frisch und köstlich. Der Chef, der selbst hinter dem Tresen steht, fragt verschmitzt, ob man gerne scharf isst, und schöpft bei Zustimmung gleich ordentlich selbstgemachten dunkelroten S-chug darauf. „Die Jemeniten haben früher für den S-chug die Paprikaschoten noch mit Steinen zerrieben, wir benutzen schon den Mixer“, lacht Sadikov. „Und wir machen auch den Falafel-Teig und den Hummus selbst. Viele andere benutzen Fertigprodukte.“

Als Getränke bietet Shelanu drei Sorten frischgepresster Säfte an: Orange, Apfel und Karotte. Softdrinks und Bier gibt es ebenfalls, darüber hinaus keine Alkoholika. „Wir sind parve, also kann man unser Essen zu milchig und fleischig dazunehmen“, erklärt Frau Sadikov. „Etwa die Hälfte unserer Kunden wählt Take-out.“

Die Sadikovs sind in der Gastronomie Spätberufene. „Ich habe als Bub viel Zeit bei meiner Großmutter in der Küche in Israel verbracht“, erzählt Eliyahu. Sein Geld verdiente er dann aber doch in einer ganz anderen Branche, als Diamantenschleifer. Er hatte als Sechsjähriger im Jahr 1979 ein paar Tage in Wien verbracht – auf der Durchreise aus Usbekistan, damals noch Teil der Sowjetunion, nach Israel. „Ich erinnere mich an Polizisten und an Hunde.“ Dann besuchte er in Israel die Schule und folgte erst viel später der Liebe nach Österreich. „Ich habe meine Frau bei einem Bris in Israel kennen gelernt, seit 1995 lebe ich in Wien.“ Mittlerweile ist er bereits neunfacher Vater.

Doch auch an der Donau führten die Wege nicht direkt ins eigene Lokal. Er überlegte, sich zum Schuhmacher ausbilden zu lassen, aber die Kurse wurden am Freitagnachmittag angeboten – für einen Frommen inakzeptabel. So arbeitete er als Hilfskoch im Maimonides-Zentrum, und als er mit seiner Frau das ehemalige Handy-Geschäft in der Leopoldstadt fand, wurden die Pläne der Selbstständigkeit doch noch Realität.

Shelanu Falafel und Juice Bar
Rotensterngasse 3, 1020 Wien
Mo.–Do. 12–20 Uhr,
Fr. 10–15 Uhr
Tel: ++43/(0)676/684 17 61
facebook.com/pages/Shelanu/1387516078242402

Von Paprikasch

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