
Street. Life. Photography.
Street Photography aus sieben Jahrzehnten
KUNST HAUS WIEN
Untere Weißgerberstraße 13, 1030 Wien
Täglich 10–18 Uhr
kunsthauswien.at
Wie beobachten Fotografinnen und Fotografen heute wie damals die Stadt mit ihren Räumen, die sie den Menschen bietet? Welche Momente filtern sie aus dem Strom von Alltagsaugenblicken heraus? Wie wird das urbane Geschehen in den Fotografien lebendig? Wie hat sich der Blick, wie die Stadt verändert?“ Die ersten Sätze des Katalogs von Street. Life. Photography. Street Photography aus sieben Jahrzehnten geben die Intentionen der Kuratorinnen in Hamburg (Sabine Schnakenberg) und Wien (Verena Kaspar-Eisert) präzise wieder. Und auch, wenn sich die Ausstellung dann nicht ganz zwingend in Kapitel wie Street Life, Crashes, Public Transfer, Anonymity und Alienation gliedert: Der Einblick in Fotografie der jüngeren Vergangenheit und Gegenwart ist faszinierend.

Es beginnt mit Klassikern wie Lisette Model und Diane Arbus, ihren versnobten Reichen und herben Jungfamilien, geht weiter über William Kleins New Yorker Typen auf der Straße vor dem Kaufhaus Macy’s oder dem Automatenrestaurant Horn & Hardart. Es folgen Bilder von Melanie Einzig, Lee Friedlander und Leon Levinstein. Die – meist soziale Zusammenhänge spiegelnde – Reportage findet sich auch bei jüngeren Fotografien, sei es in der tristen amerikanischen Provinz (Doug Rickard) oder von auf dem Boden schlafenden Menschen der Österreicherin Lies Maculan. Unter Crashes werden Schwarzweißfotos von Autounfällen oder – fast im Wegee-Stil – von Verbrechen gezeigt. Auch das heimliche Schauen, der Voyeurismus, kommt vor, am deutlichsten mit der bekannten Serie über das Hinterhoffenster eines illegalen Bordells von Merry Alpern.
Die großformatigen Farbfotos aus den letzten Jahren fallen in zwei Kategorien: Es sind einerseits wieder Reportagen wie jene über den armseligen englischen Nordseetourismus von Martin Parr, die Bilder Michael Wolfs von Menschen, die in die Tokioter U-Bahn gequetscht sind, oder die schrillen Straßen- und Perron-Szenen von Natan Dvir. Aber dann gibt es noch die glatt inszenierten Aufstellungen von Menschen auf russischen Plätzen oder in den Pariser Banlieus, teils verstörende Mini-Storys, die an Filmstills erinnern und mit klassischer Street Photography kaum mehr etwas gemeinsam haben.
