FRIEDEN MIT SICH SELBST

Es gibt für alles ein erstes Mal – aber auch ein letztes. In dieser Ausgabe erzählt uns Ingrid Lang, Leiterin des Theater Nestroyhof Hamakom, über beruhigend Beunruhigendes und Telefonate mit synthetischen Taxistimmen.

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© Marcel Koehler

Ingrid Lang studierte Schauspiel an der Hochschule für Musik und Theater Leipzig. Engagements führten sie u. a. an das Deutsche Nationaltheater Weimar, das Volkstheater Wien und zu den Ruhrfestspielen Recklinghausen. Ihr Regiedebüt gab die gebürtige Niederösterreicherin 2015 mit Caryl Churchills In weiter Ferne, das für den Nestroy-Preis nominiert wurde. Seit 2018 ist sie künstlerische Leiterin, seit 2020 Gesamtleiterin des Theater Nestroyhof Hamakom. Nun bringt sie die österreichische Erstaufführung von Tom Stoppards Separatfrieden (A Separate Peace) auf die Bühne. Ein Stück über einen mysteriösen Mann, der sich freiwillig in eine Privatklinik begibt, obwohl er vollkommen gesund ist, und damit das dortige Personal vor ein Rätsel stellt. Auch 60 Jahre nach seiner Entstehung hat der Text des britischen Dramatikers mit jüdischen Wurzeln nichts an Relevanz verloren.

 

Premiere: 8. April 2025, 20 Uhr,
Theater Nestroyhof Hamakom
hamakom.at

Das letzte Mal,

dass ich meinen Frieden mit etwas gemacht habe, war …
vor einigen Wochen in privatem Kontext. Ein Kampf ist nicht immer sinnvoll. Und meistens erübrigt sich das Kämpfen mit der Welt, dem Schicksal und den anderen ab dem Punkt, an dem es gelingt, mit sich selbst Frieden zu machen.

Das letzte Mal, dass ich etwas für mich Beruhigendes in diesen krisenhaften Zeiten gefunden habe, war …
vor einem halben Jahr, als ich Marlene Streeruwitz‘ Handbuch für die Liebe entdeckt habe. Eine unglaublich lohnende und stärkende Lektüre, sowohl auf intellektueller als auch auf emotionaler Ebene. In seiner klaren Benennung des Beunruhigenden finde ich das Buch ausgesprochen beruhigend. Schön war es auch, diesen Text gemeinsam mit den wunderbaren Frauen und Schauspielerinnen Anne Bennent und Michou Friesz unserem Publikum vorlesen zu dürfen.

Das letzte Mal, dass ich mir einen Zufluchtsort gesucht habe, war …
heute in der Badewanne.

Das letzte Mal, dass ich etwas aus einem Drama gelernt habe, ist …
jetzt. Das ist ein besonders schöner Teil meiner Arbeit. Gute Dramen eröffnen Welten, machen neugierig, regen zum Lesen weiterer Bücher, zum Denken und zum Träumen an. Separatfrieden von Tom Stoppard gehört zweifelsohne zu den guten Dramen. Ich lerne während der Beschäftigung mit einem Theatertext immer etwas Neues.

Das letzte Mal, dass ich meine beruflichen Schauspielerfahrungen privat nutzen konnte, war …
vorgestern beim Bestellen eines Taxis. Da hilft es, deutlich sprechen zu können, seit keine Menschen mehr am anderen Ende der Leitung sind. Ansonsten ist das privat ja völlig unbrauchbar ;-).

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