David Wajdenbaum wurde mit einer Videobotschaft zu der Preisverleihung zugeschalten. Sein Sohn Dan fiel am 12. Jänner dieses Jahres in Gaza, erzählte der Vater darin. Er habe einer Special Forces Unit angehört „und er wollte Israel verteidigen und die Geiseln finden und befreien“. Sein Berufswunsch sei es gewesen, Physiotherapeut zu werden. Vor allem aber sei es Dan immer darum gegangen, andere zu unterstützen. Die Eltern Dans gründeten die Organisation SMILE / Remember DAN, um im Beit-Loewenstein-Rehabilitations-Krankenhaus in Raanana eine Reha-Sporthalle zu errichten. Dort sollen monatlich zwischen 100 und 150 junge Menschen, die im Krieg und im Zug der Verteidigung des Staates Israel verletzt wurden, behandelt werden.
Entgegengenommen wurde der Preis in Wien von Kultusvorsteherin Natalie Neubauer. Sie bedankte sich bei den Wajdenbaums, dass diese nach ihrem großen Verlust dennoch an andere dächten und hier etwas so Positives wie diese Reha-Sporthalle aufbauen. „Es geht darum, füreinander da zu sein und einzustehen.“ Israel sei ein Land, in dem genau das passiere: es sei nicht nur der sichere Hafen für Juden auf der ganzen Welt, sondern eben auch ein Ort, an dem man füreinander da sei.
Das Projekt „Adopt a Safta/Saba” bringt in Frankfurt die Großeltern- mit der Enkelgeneration zusammen. Inzwischen wurden so bereits 100 Holocaust-Überlebende und ihre Nachkommen mit 20 jungen Familien in Kontakt gebracht. ESRA-Obfrau Dwora Stein unterstrich die besondere Bedeutung dieses Projekts nach dem Pogrom durch Hamas-Schergen in Israel am 7. Oktober 2023, das eine weltweite Zunahme von Antisemitismus ausgelöst habe. „Bei den Großmüttern und Großvätern werden schreckliche Erinnerungen wach und die Enkelkinder müssen erleben, wie sie mit antisemitischen Äußerungen konfrontiert sind. Da einander zu helfen und sich zu unterstützen, ist eine sehr schöne Idee.“
Zur Entgegennahme des Preises sind aus Deutschland Ilya Daboosh, Leiter des Sozialreferats der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland, sowie Esti Petri, Leiterin des Frankfurter Treffpunkts der Zentralwohlfahrtsstelle, angereist. Daboosh kündigte in seiner kurzen Dankesrede an, dass man dieses Modellprojekt nun auch in den weiteren rund 30 Standorten in Deutschland umsetzen wolle.
Laudatorin Brigitte Lueger-Schuster, die neben Patricia Kahane (sie zeichnet im Rahmen des „Fonds Alexander Friedmann“ auch für die Stiftung des Preisgeldes verantwortlich) sowie Clemens Jabloner, der Familie Friedmann, Benjamin Vyssoki, Siegfried Kasper, Anita Rieder und Michaela Amering der Jury angehört, würdigte, wie zuvor auch IKG-Präsident Oskar Deutsch, vor allem die Verdienste von Alexander Friedmann (1948-2008). Sie hob aber auch die große Anzahl eindrucksvoller Bewerbungen um den Preis hervor, der an Personen, Projekte oder Organisationen verliehen wird, die sich in besonderem Maß für traumatisierte Menschen einsetzen. Heuer erstmals berücksichtigt worden sei auch das Feld medizinischer Rehabilitation, die für die psychische Gesundung ebenfalls wichtig sei, so Lueger-Schuster.
Deutsch wies in seinen Begrüßungsworten einmal mehr auf den weltweit und auch in Österreich gestiegenen Antisemitismus hin. Jüdisches Leben könne nur mehr unter massiven Sicherheitsvorkehrungen stattfinden. Das bündle viele – zu viele – Ressourcen. „Aber wir müssen wachsamer sein denn.“ Das gelte ebenso für die psychische Gesundheit und die soziale Absicherung von Menschen. Genau das habe auch Alexander Friedmann immer vorgelebt.
Fotos: ESRA / Ouriel Morgensztern