Gábor Schiller und sein Vater Péter führen in Ungarn ein großes Autohaus mit 250 Mitarbeitern. Jetzt haben sie in Österreich investiert, erst einmal mit einem Mietwagenverleih am Wiener Flughafen. Text und Fotos: Reinhard Engel
Es herrscht reger Betrieb an diesem sonnigen, herbstlichen Wochentag, kurz vor Mittag. Die beiden Angestellten übergeben einen silbergrauen Škoda nach dem anderen an Kunden, die vom nahen Flughafen Schwechat mit einem Shuttle hierher ins Gewerbegebiet von Fischamend geführt worden waren. „Das ist Teil unseres Konzepts“, erklärt der Geschäftsführer und Eigentümer Gábor Schiller. „Wir können billiger anbieten als die Konkurrenz, weil unsere Fixkosten niedriger sind mit einem Standort knapp außerhalb des Flughafens.“
Schiller, Jahrgang 1970, ist in Österreich ein Jungunternehmer, erst im Juni ließ er die Mietwagenfirma hier in das Handelsregister eintragen. Inzwischen sind 70 Autos mit WU-Nummern ausgestattet, für Wien-Umgebung, von kleinen Opels und Škodas bis zu Mittelklasselimousinen und Minivans. Zu Hause in Budapest ist die Schiller-Gruppe freilich eine deutlich größere Nummer. Sie zählt mit ihren Marken Opel, Škoda, Fiat, Chevrolet und Toyota zu den größeren Autohändlern im Land. An mehreren Standorten inklusive Gebrauchtwagenhandel, Werkstätten und Mietwagentochter beschäftigt das Unternehmen 250 Mitarbeiter.
Aufbruch Richtung Wien
Die schwache Nachfrage am Budapester Flughafen hatte die Schillers auch auf die Idee gebracht, nach Wien aufzubrechen. Vor knapp zwei Jahren ging die ungarische Fluglinie Malév in Konkurs, die nachstoßenden Billig-Carrier à la Ryanair brachten zwar neue Gäste, aber der Umsatz am Airport war dennoch kräftig zurückgegangen. „Das Geschäft ist dort sehr zyklisch“, erklärt Gábor Schiller. „Zur Sommersaison bieten wir mehr als 200 Autos an, im schwächeren Winter nur 160.“ In Wien hat man vorerst etwas vorsichtiger begonnen, aber das soll nur ein erster Schritt sein. Schiller: „Der Fuhrpark wird jedes Jahr erneuert, und dann werden wir beginnen, in Österreich unsere jungen Gebrauchtwagen zu verkaufen.“
Gegründet hatte das Unternehmen Gábors Vater Péter, geboren 1949, und zwar schon in den letzten Jahren des Kommunismus. 1983 machte sich der gelernte Ingenieur mit einer kleinen Werkstätte in Budapest selbstständig, nachdem er zuvor für einen Staatsbetrieb Trabants, Wartburgs, Ladas und Škodas gewartet hatte. Ein paar Jahre später begann er zusätzlich mit dem Handel von gebrauchten Autos, und gleich nach der Wende, 1991, erhielt er den Zuschlag von GM, als offizieller Opel-Händler anzufangen. Er sollte in seinem Metier äußerst erfolgreich sein, bis heute verkaufte sein Unternehmen 33.000 Fahrzeuge dieser Marke und gehört damit zu den drei größten Opel-Niederlassungen des Landes. Sukzessive kamen weitere Marken dazu: Škoda, Toyota, Fiat.