Die renommierte Soziologin Eva Illouz fordert, dass Israel wieder ein wahrhaft universalistischer und säkularer Staat wird. Von Thomas Edlinger
So genannte Israelkritik hat immer etwas Dubioses, schon weil die Verbindung von Staat und Kritik in einem Wort sehr unüblich ist. Es gibt zum Beispiel weder Irankritik noch Russlandkritik oder Frankreichkritik, am ehesten vielleicht noch Amerikakritik. Wie die Amerikakritik oft von einem generellen und weitverbreiteten Antiamerikanismus grundiert ist, so hat die Israelkritik zumeist etwas mit dem globalisierten Antisemitismus zu tun. In der Regel fällt die Israelkritik der Israelkritiker daher auch vernichtend aus: Der kleine Staat am Mittelmeer gilt als das Böse schlechthin. Von der vernichtenden Kritik ist der Weg zur Vernichtungsfantasie nicht weit. Der Staat gehört weg, als imperialistischer „Apartheidstaat“ hatte er für Judenhasser sowieso nie eine Existenzberechtigung. Oder aber, Israel hat sein Recht auf Schutz und Anerkennung durch seine angeblich menschenverachtende Politik verwirkt. Die letzte Position teilen nicht nur die politischen Feinde Israels wie Hamas und Teheran, sondern auch diverse linke jüdische Stimmen in und außerhalb Israels. Wie Judith Butler, die den Boykott Israels unterstützt und sich für eine Einstaatenlösung einsetzt, oder der Historiker Shlomo Sand, der sich nicht mehr als Jude bezeichnen will.