Sie hat einen reichen Vater; würde nur einen Millionär heiraten; mit den Freundinnen tratscht sie leidenschaftlich, und Sex kommt bei ihr überhaupt nicht in Frage. Und nein, die Witze über sie sind nicht mehr lustig. Die „jüdische amerikanische Prinzessin“ (JAP) war mal ein Bestandteil der jüdischen Frauenwelt. Noch ist sie da. Von Itamar Treves-Tchelet
Es war fast so, als hätte die Welt sie vergessen. Doch dann kam Monica Lewinsky und erinnerte alle daran, wozu eine JAP (Jewish American Princess) fähig ist. Denn laut Journalistin Lorie Leibovitz war die Ex-Praktikantin im Weißen Haus das ultimative Beispiel dafür: Sie hatte einen reichen Vater, besaß eine Leidenschaft für Brands und lebte in ihrer kleinen Blase. Eine ganze Nation befand sich aufgrund ihrer Affäre mit dem Präsidenten in einer Krise. Für Lewinsky war es jedoch wesentlicher, dass der Friseur pünktlich zum Vanity Fair-Fotoshooting erscheint.Lewinsky brachte also das Bild einer materialistischen, egoistischen und oberflächigen Frau jüdischer Herkunft hervor. Das Stereotyp der JAP war aber bereits seit Jahrzehnten im Bewusstsein der amerikanischen Gesellschaft etabliert. Zuerst bei Herman Wouks Marjorie Morningstar (1955) und Phillip Roths Goodbye, Columbus (1959) und dann durch den JAP-Humor der 70er-, 80er- und 90er-Jahre, der auch in erfolgreichen Sitcoms (The Nanny, 1993–1999) und Hollywood-Komödien (Mell Brooks Spaceballs, 1987) vorkommt.
Doch die Geschichte der JAP lässt sich bis in das 19. Jahrhundert zurückverfolgen. Damals kam das Stereotyp in die USA, gemeinsam mit den jüdischen Migranten aus Europa, als sich diese den amerikanischen Traum erfüllen wollten. Diesen Traum von Ansehen, Akzeptanz und Vermögen teilten sich auch die JAPs. Der Unterschied war nur, dass sie nicht bereit waren, dafür auch zu arbeiten.